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Czaslau, der nächsten Station aber, gingen wir von derselben ab, um den Weg nach Schlesien einzuschlagen, und waren nun aus dem Regen unter die Traufe gekommen. Herzlich froh waren wir in Crudim, einem ziemlich ansehnlichen Ort, wo wir gegen Mittag anlangten, unsern müden Gliedern einige Ruhe gönnen zu dürfen; dann ging es wieder weiter, der Weg war und blieb abscheulich, aber die Gegend war angenehmer geworden, sie war weniger flach, nicht mehr das alte ewige Einerlei: Tannenwälder und fruchtbare Berge boten doch einige Abwechselung.

Gegen Abend langten wir in der Festung Königgrätz an. Zum Erstenmal, seit wir Wien verlassen, fanden wir in dem dortigen recht guten Gasthofe ein einigermaßen menschliches Logis, und machten eben Anstalt, der lange entbehrten Bequemlichkeit uns recht zu erfreuen, als ein himmellanger böhmischer Unteroffizier zu uns ins Zimmer trat, dem wir fast unsern ganzen Lebenslauf erzählen mußten, so genau und vielfach waren seine in gebrochnem Deutsch uns vorgetragnen Fragen. Wir antworteten ihm auf alle mit der in diesem Lande unentbehrlichen Geduld, die wir uns, durch Erfahrung gewitzigt, allmählig angeeignet hatten. Er ging endlich, wir waren dessen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)