Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 098.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch, aber der Weg, der längs dem hohen Ufer der Donau zu ihr führt, ist unbeschreiblich angenehm, die ganze Gegend von seltener Schönheit. Hohe Weinberge begrenzen ihn von der einen Seite, von der andern erblickt man tief unten den prächtig wogenden Strom. Der Abend war wunderschön, die ganze Gegend lag von rosigem Dämmerlichte umflossen, während der aufgehende Mond die Gipfel der Bäume hell und silbern verklärte, und nur das eintönige Klappern der Schiffsmühlen, und das leise Geflüster der Wellen wurde durch die tiefe Stille der abendlichen Ruhe hörbar.

Nach ein paar in Preßburg recht angenehm verlebten Tagen kehrten wir nach Wien zurück, um nun auch bald von dort aus unsern Reisestab weiter zu setzen. Alle Zeit, welche Einpacken und Abschiednehmen uns übrig ließen, wurde in diesen wenigen Tagen, die wir noch vor uns hatten, darauf verwendet, die bis jetzt von uns ungesehen gebliebenen Merkwürdigkeiten der Kaiserstadt noch zu besuchen. Am Tage vor meiner Abreise sah ich deren noch zwei, die mir bis dahin unbekannt geblieben waren, den kaiserlichen Schatz – und den echten Kasperle, La Roche, den eigentlichen Stifter und Schöpfer dieser, jetzt auf der Wiener Bühne zum stehenden Charakter gewordenen

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_098.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)