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Die Donau ist bei Preßburg so breit und tief, die Strömung so heftig, daß sie keine stehende Brücke, nicht einmal eine Schiffsbrücke dulden will. Eine sehr große fliegende Brücke, wie die einst bei Koblenz, und jetzt noch bei Bonn über den Rhein führende, bietet das einzige Mittel, um über den Strom zu gelangen, und bei stürmischem Wetter und ungünstiger Jahreszeit wird oft Tage, selbst Wochen lang jede Kommunikation mit dem jenseitigen Ufer durchaus unmöglich. Nach Wien kann man indessen von Preßburg aus, wenn gleich auf einem sehr bedeutenden Umwege, immer gelangen.

Auch diesesmal war das Wasser sehr hoch, die Strömung sehr reißend, ein heftiger Ostwind wehete, den wir im Wagen wenig bemerkt hatten, und lustig tanzten nicht ganz unbedeutende Wellen auf den aufgeregten Fluthen einher. Eine Menge Leute stand am Ufer, die Fährleute weigerten sich sie überzufahren, sprachen von Gefahr, und es bedurfte von unserer Seite recht gewichtiger Gründe, die freilich in Papier leicht genug ausfielen, um sie endlich zur Ueberfahrt zu bewegen. Nach Stand und Gebühr hatte auch auf dieser Brücke wie auf allen in den österreichischen Landen St. Nepomuk seinen herkömmlichen Ehrenplatz, aber ihm war auch noch in einer kleinen, sehr aufgeputzten

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_091.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)