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zu welcher Tagesstunde es auch sei, immer sitzen Eis oder Kaffee, oder was es auch sei, genießende Menschen vor der Thür, und wirft man einen Blick in das Innere derselben, so ist es auch dort gedrängt voll von Leuten früh und spät, an Sonn-, Feier- und Werkeltagen, immer ist und bleibt es dasselbe. Und doch scheint kein recht echter freudiger Geist hier die Oberherrschaft zu üben, die Leute sehen gar zu gleichmüthig aus, sie sind jovial aber nicht heiter; sie lachen wohl einmal, daß Tisch und Wände dröhnen, aber das Lachen greift sie an, es wird ihnen schwer, sie müssen wieder etwas zu sich nehmen, um sich davon zu erholen. Sie lassen auf dem Carroussel sich drehen, in der Schaukel sich schwingen aber ganz ernsthaft, als thäten sie es nur um der Motion willen. Was man hier sieht, ist nicht Ruhe und Erholung nach vollbrachter Arbeit, das Vergnügen selbst ist ihnen zur Arbeit geworden, und sie betreiben es auch als solche. Die Leute sind hier viel zu satt, um viel lachen, schnattern, springen zu können, wie die fröhlichen und daheim so mäßigen Franzosen. Aber glücklich sind sie doch nach ihrer Art, und dabei gutmüthig und wohlthätig in hohem Grade; davon legen in Wien die vielen Armenanstalten und

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_085.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)