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Thore angehalten und um unsern Paß befragt; da wir diesen nicht vorzeigen konnten, weil er auf dem Wege nach Wien war, wo wir selbst so gern gewesen wären, mußten wir uns vom Thorschreiber wieder zum Polizeikommissair führen lassen. Das Examen fing von Neuem an: wer seidn’s? woher? wie alt? Der gute Mann hatte uns gestern eine ganze Stunde lang ausgefragt, und that jetzt so wild fremd, als habe er uns nie gesehen. Unerachtet unsers innern Verdrusses konnten wir doch nicht unterlassen, ihm gerade in das Gesicht zu lachen, indem wir ihn versicherten, daß er das Alles ja eben so gut wisse, als wir selbst. Dieses schien ihn einigermaßen zur Besinnung zu bringen, er wurde merklich höflicher, und war endlich so geneigt, uns eine Karte zu geben, die uns die Erlaubniß verschaffte, nach Belieben aus den Thoren der Stadt zu gehen; die ich aber wenig benutzt habe. Das Delinquentenmäßige unserer Lage wurde mir unerträglich, die Leute in der Stadt sahen uns fast wie Gefangene an und stürzten an Fenster und Thüren, wenn wir uns auf der Straße blicken ließen. Ich sperrte mich also lieber freiwillig in meinem Zimmer ein, suchte meinen kleinen Malerapparat hervor, fing mit gewaltigem Eifer an, ein Miniaturgemälde zu malen,

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_069.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)