sehr gesellschaftlich gesinnt gewesen sein, sonst begreife ich nicht, wozu dies große Lokal angelegt worden ist.
Der vierte Pavillon ist ein hübsches Lustschlößchen; es heißt die Amalienburg, und ist sehr elegant im ältern französischen Styl und Geschmack Ludwigs XV.[WS 1] möblirt, indessen hat hier Alles ein frisches heitres Ansehen. Besonders schön sind zwei Säle, der eine gelb, der andere hellgrau mit Silber dekorirt. In einem Nebenzimmer hängen viele Abbildungen von hier gehaltenen Caroussels, Falkenjagden, Hirschstechen und dergleichen. Die Fürsten haben in unsern Tagen Lust und Geschmack an diesen glänzenden Festen verloren, an welchen denn am Ende das Volk doch auch seinen Theil dahinnahm, und sich wahrscheinlich eben so sehr, vielleicht sogar mehr dabei freuete, als die Hauptperson selbst. Jetzt suchen die Fürsten stillere Freuden, die sie mehr dem glücklicheren bürgerlichen Leben nähern sollen; an Lebensgenuß gewinnen sie dabei, aber wohl nicht an Popularität. Mir aber däucht, ein Fürst muß es sich schon von Amtswegen eigentlich gefallen lassen, ein wenig zu repräsentiren, und dann ist es auch wohl billig, daß der, welcher bezahlt, und das ist doch immer das Volk, auch seinen Theil am Genuß
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Ludwig XV. (* 15. Februar 1710; † 10. Mai 1774)
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_057.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)