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gegen das warme Leben in Augustins, Isabey’s[WS 1], Demiani’s[WS 2], Janoschs und noch so vieler anderer neuerer Meister Werke? Mich freuete doch, daß wenigstens ein Zweig der Kunst jetzt in herrlicherer Blüthe steht.

Das Staatsschlafzimmer ward uns gezeigt. Das Bett steht, wie es in solchen Zimmern gewöhnlich ist, auf einer kleinen Erhöhung, die durch eine Balustrade vom übrigen Theil des Zimmers abgesondert ist, gleichsam wie in einem Alkoven. Die Tapeten dieses Alkovens, die Bettgardinen nebst der Bettdecke und ein paar Stühle sind von rother Seide mit Gold gestickt. Zweiunddreißig Menschen haben sieben Jahre daran genäht und etliche dreißig Centner Goldfaden hineingestickt; auch gleicht dies schöne Werk mehr einem vom Goldschmied gearbeiteten Beschlag als einer Stickerei; ich begreife nicht mit was für Nadeln das genäht ist. Die Gardinen sind so schwer, daß ich sie gar nicht bewegen konnte, und den möchte ich sehen, der im Stande wäre, unter dieser Decke zu schlafen. Nachdem wir diese schwerfällige Pracht genugsam bewundert hatten, gingen wir in den älteren Theil des Schlosses, den jene fleißige Kaiserin einst bewohnte.

Diese Zimmer sind weit altmodischer als die andern, aber für mich waren sie interessanter. In zwei

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jean-Baptiste Isabey (* 11. April 1767; † 18. April 1855)
  2. Carl Friedrich Demiani ( * 1768; † 1823)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_053.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)