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ich zu eigenem Gebrauche hätte haben mögen, indessen nimmt sich das Ganze gut aus, es ist reich und einem großen Fürsten angemessen, wenn gleich nicht modern. Wir gingen durch eine Reihe schöner Gemächer; in einem derselben hing ein Kronleuchter, den ein Kurfürst aus Messing gedreht hat, in einem andern sah ich recht schön gestickte Sophas und Sessel, die Arbeit der Gemahlin Karls des Siebenten[WS 1], der zugleich Kaiser war. Auch eine Bildergallerie wurde uns gezeigt; sie ist brillant mit Spiegeln und Vergoldungen zwischen den Gemälden dekorirt, sie hat mehr das Ansehen eines Gesellschafts-Saales, als einer Gallerie, und dient auch wirklich an großen Hoftagen zum Spielzimmer. Die Gemälde, die sie enthält, sind nichts Außerordentliches. Eine heilige Cäcilia, ich weiß nicht von welchem italienischen Meister, war das Einzige, was ich von hier erwählt haben würde. Ein Kabinet mit Miniaturbildern interessirte mich; aber auch hier war keines, was ich gemalt zu haben mir wünschte; dieser Theil der Kunst ist wohl jetzt auf dem höchsten Gipfel, wenigstens scheint dies so, wenn man auf die Vergangenheit der Kunstleistungen in diesem Fache zurückblickt; fleißig waren die alten Meister, mühsam reiheten sie Punkt an Punkt, aber was sind diese kalten todten Bilderchen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Karl VII. (* 6. August 1697; † 20. Januar 1745)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_052.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)