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daß sie manchem hübschen Gesichtchen ein angenehmes Air von Naivetät geben.

Die Gegend um München hat nichts Ausgezeichnetes, sie ist sehr flach, aber gut angebaut. Hinter dem Schloß ist der Hofgarten, eine vielbesuchte Promenade; es ist ein weiter Platz voller Bäume und Ruhesitze, auf zwei Seiten umgiebt ihn ein bedeckter, auf Säulen ruhender Gang, der nach der Gartenseite offen ist. Ueber einem Theile desselben liegt die Gemäldegallerie. Die Sammlung ist sehr groß, in verschiedenen aneinanderstoßenden Sälen aufgestellt und noch nicht geordnet. Durch die neuen Acquisitionen des Kurfürsten, besonders durch die Manheimer Gallerie ist sie bedeutend vermehrt worden, und man ist jetzt damit beschäftigt, unter der großen Anzahl von dreitausend Gemälden eine Auswahl zu treffen und sie dann ordentlich zu rangiren. Zum Theil ist man sogar damit fertig, denn gleich am Eingange sind die ältesten Gemälde aus frühester Zeit bereits aufgestellt.

Es wird mir immer schwer, an diesen alten treuherzigen Bildern, die so anspruchlos und doch so wahr, so fleißig gearbeitet dahängen, vorüber zu gehen, ohne sie einige Augenblicke zu betrachten; und doch wird man immer von den eiligen Gallerie-Inspectoren

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_045.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)