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des Herrn der ganze Umfang der ihnen von oben verliehenen Zauberkraft bekannt, wüßten sie genau, was sie mit einem Blick, einem Wort, einem Zeichen rein menschlicher Theilnahme über die Gemüther vermögen, sie würden Wunder bewirken, über deren glückliches Vollbringen sie selbst erstaunen müßten. –




So weit hatte meine Mutter geschrieben, als unerwartet, ja ungeahnt, der Tod wie ein längerer Schlummer sie überschlich – sie legte die Feder nieder und entschlief in der Nacht des sechzehnten Aprils schmerzlos, ohne Vorgefühl ihrer Auflösung.

Es ist mir nicht möglich zu ergänzen, was sie unvollendet zurückließ, doch hoffe ich, daß es ihren Lesern lieb sein werde, wenigstens die Umrisse der ferneren Gestaltung ihres Lebens in diesen Blättern aufbewahrt zu finden. Meiner Mutter Charakteristik liegt in fast allen ihren Schriften zu Tage; sie ließ alles Aueßere ruhig auf sich einwirken und blieb dennoch im Innern sich gleich; sie ertrug unendlich viel Schweres ohne Klage, und genoß alles Gute, was ihr das Dasein bot, mit dankbar heiterem Gemüth. –

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_036.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)