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wohlthätig, nachsichtig und schonend gegen Arme und ihm Untergebene, und wurde dafür allgemein geehrt und geliebt. Heiter und anspruchslos von Natur, war er seinen Nachbarn in Oliva ein stets willkommener Gast, Jung und Alt eilte freudig ihm entgegen, wenn man seiner Abbé-Perrücke, seines langen violetten Ueberrocks, seiner violetten Strümpfe von fern ansichtig wurde, als Bischof war er dem Tragen der Mönchstracht seines Klosters überhoben.

Zwar sagte er ein wenig öfter als gerade nothwendig gewesen wäre, mon cousin, le Roi! aber wer hätte es übers Herz bringen mögen, dem freundlichen Manne diese kleine Schwäche zu verargen! Seine große Vorliebe für Gartenbaukunst, besonders für Veredlung der Obstbaumzucht, führte ein recht freundliches Verhältniß zwischen ihm und meinem Manne herbei, während ich die größte Freude an den herrlichen Blumen, besonders an den Nelken hatte, die er zog und die ich nie wieder in solch übergroßer Pracht gesehen habe. Verzierung und Anlage seines großen Gartens war freilich barock, und würde jetzt lächerlich erscheinen; doch war es der nur etwas überladene, in Deutschland ziemlich allgemein verbreitete Geschmack der damaligen Zeit, die ihn den englischen nannte. Wo nur irgend ein Plätzchen sich

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_029.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)