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Von nun an ging ein neues Leben mir auf, unerhörte Hoffnungen eines durchaus veränderten Zustandes der Welt wurden in mir rege, welche jedes Blatt des fast gleichzeitig entstandenen Moniteurs immer fester stellte. Nur wenige meiner Zeitgenossen mögen jener jetzt fast vergessenen Ereignisse sich noch lebhaft erinnern, aber dann gedenken sie auch gewiß der glühenden Begeisterung, des hohen, Alles wagen, Alles willig aufs Spiel setzen wollenden Freiheitsinnes, der damals im Gemüth der edelsten Jugend sich entzündete, und sie antrieb, ihr Hoffen, Sinnen und Trachten einzig jener hochbewunderten Nation zuzuwenden, die für Alle siegreich in die Schranken trat, verjährte Vorurtheile niederbrach und, Blut und Leben nicht schonend, in Ausübung dessen, was Noth that, uns mit Lehre und Beispiel glorreich voranging. Etwas Mord, einzelne Greuelthaten, die bei der Eroberung der Bastille vorgefallen waren und noch täglich, leider in immer steigender Anzahl, sich erneuerten, wurden als in solchen Zeiten unvermeidlich nicht sonderlich beachtet. Verjährte Krebsschäden sind nicht mit Rosenwasser zu heilen, war ein damals sehr beliebter Kernspruch.

Und was war denn die Hinrichtung eines oder zweier Elenden, die, strotzend von erpreßtem Reichthum

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_020.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)