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geduldig über mich ergehen lassen; denn von jener Zeit her, in welcher ich die sehr unleserlich gedruckte, aber wegen ihres vortrefflichen französischen Styls damals sehr berühmte Gazette de Leyde meinem Vater posttäglich vorlesen mußte, war mir ein unüberwindliches Grauen vor allen nur erdenklichen politischen Blättern geblieben. Ich behauptete steif und fest, ich erführe ohnehin, was sich in der Welt Merkwürdiges begebe, ohne mir Zeit und Laune mit solchen Langweiligkeiten zu verderben; jetzt aber konnte ich die Ankunft des Hamburger Correspondenten kaum erwarten, und zürnte recht ernstlich, wenn man vergaß, ihn mir nach Oliva zu senden.

So stand ich denn an einem recht heißen Sommertage des Jahres siebzehnhundertneunundachtzig in Oliva am Fenster, in Erwartung des Boten, der mir die Zeitung bringen sollte, und sah zu meiner großen Verwunderung statt seiner meinen Mann in den Hof reiten; an einem Posttage! Nur eine wichtige Veranlassung konnte Heinrich Floris Schopenhauer an einem solchen zu diesem Besuch bewogen haben. Und so war es denn auch, er hatte Comptoir und Geschäfte verlassen, um die Kunde des ersten Triumphs der Freiheit, der Eroberung der Bastille, mir selbst zu überbringen.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_019.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)