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Daß ich entfernt von Eltern und Geschwistern, nach dem Verlust auch des letzten Freundes meiner frühesten Jugendjahre einzelne Stunden verlebte, in denen ich sehr vereinsamt mich fühlen mußte, liegt ja deutlich genug zu Tage; was bedarf es da noch vieler Worte!

Mit immer steigendem Interesse wandten indessen mein Mann und ich unsre Blicke nach Paris den dort beginnenden Kämpfen eines großen Volks zu, das aus den Ketten des Despotismus sich loszuwinden strebte. Die eben zusammenberufene Nationalversammlung wurde mir jetzt, was meine alten Römer, was meine tapfern freigesinnten Amerikaner in den Tagen meiner Kindheit mir gewesen waren, sie erhoben mich über die mich umgebende Gegenwart; und meine warme Theilnahme an dem Versuche, ein unter Zwang, thörichter Verschwendung und verdammenswürdigen Leichtsinn untergehendes Volk zum Gefühl der Würde freigeborner Menschen zu erheben, nahm mich dermaßen in Anspruch, daß ich die Lücke, welche die letzte Zeit in mein eignes Dasein gerissen, darüber weit weniger empfand.

Zeitungen hatte ich immer so fern als möglich von mir geschoben, und darüber manchen halb spottend halb ernst gemeinten Vorwurf meines Mannes

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_018.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)