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von einem schönen kräftigen Schlage Menschen, der durch manche von andern ihn unterscheidende Sitte sich auszeichnet.

Hier lernte ich das eigentliche Landleben erst kennen. Wie himmelweit verschieden ist es von dem, was wir Städter so nennen, wenn wir zur schönen Sommerzeit unsere eleganten Landhäuser beziehen! Mit dem ersten Maitage, zur Zeit, in welcher mein Mann ohnehin durch seine Geschäfte abgehalten wurde, Oliva zu besuchen, ging ich alljährlich mit meinem Kinde zu meinen Eltern, um bis zum Anfange des Monats Juni bei ihnen zu verweilen. Reif und Schnee fiel dann oft noch auf die eben knospenden Bäume, aber in jenem Klima ist der Frühling ein gar mächtiger Held, der die kurze Zeit seiner Regierung gewaltsam zu benutzen weiß. Ehe man sich dessen versah, war auch die letzte Spur des Winters verschwunden, Alles stand in herrlichster Blüthenpracht und die Nachtigall schlug im Gebüsch unter den eben sich entfaltenden Blättern.

Nur im Umkreise von höchstens anderthalb Meilen rings um Stutthof her findet die Nachtigall einen ihr zusagenden Aufenthalt; näher der Stadt, nach Oliva zu, ja, selbst weiter hinaus auf dem Wege nach Berlin läßt sich keine hören, aber um

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_004.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)