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beiden ersten Nothelfer, zwei schlichte Handwerker, nach empfangener kurzer Vorbildung nach Amerika, „zwei Körnlein Salzes (wie Löhe damals schrieb) für ein Brosamlein Gottes.“ Nicht als Prediger des Evangeliums, sondern als Elementar- und Religionslehrer sollten sie suchen ein Segen zu werden für irgend ein Häuflein verlassener Glaubensgenossen in Amerika. Aber die Notstände, denen es dort abzuhelfen galt, nötigten bald über Löhes ursprünglichen Plan, der lutherischen Kirche Amerikas durch Ausbildung von Schullehrern zu dienen, hinauszugehen. Der Predigermangel war der schreiendere Notstand, und so mußten Löhes erste Sendlinge wider seinen und ohne ihren Willen den Schullehrerberuf mit dem Predigtamt vertauschen. Den schlichten Nothelfern folgte indes bald eine ganze Anzahl akademisch gebildeter Jünglinge, Kandidaten der Theologie, Philologie und Philosophie, welche wenige Jahre später mit den unter Stephan ausgewanderten Sachsen, an deren Spitze damals der unlängst verstorbene Professor Walther stand, die heute so groß und mächtig dastehende Synode von Missouri gründeten. Als dann später Verschiedenheiten der kirchlichen Richtung eine Trennung von der Missourisynode herbeiführten, kam es zur Bildung einer zweiten Synode, der von Iowa. Auch diese ist, auf ihre Entstehung gesehen, eine Pflanzung von Löhes Hand, und auch sie ist im Laufe der Jahre aus senfkornartigen Anfängen zu einem Baume erwachsen, dessen Wipfel weite Gebiete der nordamerikanischen Freistaaten beschatten. Die Zahl der von Neuendettelsau oder in Verbindung mit Neuendettelsau nach Amerika ausgegangenen Sendboten beträgt bereits 222, und wenn man bedenkt, wie viele deutsche Glaubensgenossen, die außerdem in der Wüste hätten geistlich verschmachten müssen, durch diese Schaaren von Evangelisten für Christum und das Glück eines christlichen Gemeinschaftslebens gewonnen worden sind, so wird man wohl sagen können: die amerikanische Missionsarbeit ist vielleicht die gesegnetste Missionsthätigkeit des Jahrhunderts gewesen, und der Ehrenname, den einer der hervorragendsten englisch-lutherischen Pastoren in Amerika vor meinen Ohren dem sel. Löhe beilegte, als er ihn neben Francke, Mühlenberg etc. zu den größten Wohlthätern der lutherischen Kirche Amerikas zählte, war jedenfalls eine wohlverdiente Anerkennung seiner Verdienste um den Bau des Reiches Gottes in jenem fernen Lande.

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 Doch die Wirkung von Löhes Leben und Lebensarbeit ging ja nicht blos hinaus in die Ferne; es hätte ihm diese Wirksamkeit über seine nächste Umgebung hinweg und hinaus in die Ferne und Weite sicherlich nicht [g]enügt. Der Heimat, der geliebten fränkischen Heimat, wünschte er vor