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mit ihrer unterrichtlichen Thätigkeit so ziemlich den ganzen Kreis weiblicher Bildung umspannen und sich bis zur Stunde ungeminderten Vertrauens erfreuen; ferner die Fürsorge für arme Wanderer, die allerdings nur in bescheidnem Maße geübte Thätigkeit an entlassenen Sträflingen etc., so wird man sagen können: es sind wenig Zweige barmherziger Liebesthätigkeit, die in Neuendettelsau nicht vertreten sind, und das Diakonissenhaus mit seinen Zweiganstalten ist annähernd geworden, was es nach Löhes kühnen Wünschen werden sollte: eine Universität der Barmherzigkeit. Doch ich breche hier ab. – Es ist heute der 3. Sonntag des Advents, da die Kirche das Evangelium von Johannes dem Täufer liest: „Da Johannes im Gefängniß die Werke Christi hörte etc.“ Noch erinnere [ich] mich lebhaft einer Predigt Löhes über diesen Text, in welcher er von d[en] Kennzeichen des Gnadenreiches und den Beweisen seines Vorhandenseins auf Erden redete. Als ein solches Kennzeichen neben andern nannte er im Anschluß an V. 5 auch die Werke der Barmherzigkeit. Die Werke Christi – sagte er – sind Wunder der Barmherzigkeit. Wunder der Barmherzigkeit geschehen ja nicht mehr, aber die Werke der Barmherzigkeit gehen in der Kirche fort. Und diese Werke der Barmherzigkeit, ja die Barmherzigkeit selbst ist etwas so Neues, vorher nicht Dagewesenes, daß sie nur mit dem König der ewigen Barmherzigkeit vom Himmel auf Erden herabgekommen sein kann; somit aber auch ein Beweis für Seine Ankunft auf Erden, für das Dasein Seines Gnadenreiches, für Seine Gegenwart in demselben ist. – Nun, möge dieses Kennzeichen des Gnadenreiches, dieser Thatbeweis des Christentums unserer Kirche niemals fehlen, möge auch, was wir heute gehört, unsere Herzen erwecken zu Fleiß und Eifer in allen guten Werken, zum Zeugnis unseres Glaubens, zum Nutz und Dienst des Nächsten und zum Preis des Königs der ewigen Barmherzigkeit.