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Scepter ausstreckt über die Erde, der seine Knechte aussendet, die Welt für ihn zu erobern – hier fühlen wir den Herzschlag der Liebe des barmherzigen Hohepriesters, der mit ausgebreiteten Armen alle Menschen umfassen und zu sich ziehen, aller Welt die Frucht und den Segen seines Opfers zueignen möchte. Dort erscheint die Mission im Zusammenhang mit dem königlichen Amt, hier im Zusammenhang mit dem Hohepriestertum Jesu. Unter diesem Gesichtspunkt laßt sie uns heute anschauen.

Die Mission im Lichte des
Hohenpriesterlichen Gebetes Jesu

das sei der Gegenstand unserer Betrachtung in dieser festlichen Stunde.


I.

 Unser Text zeigt uns zunächst was aller Mission Grundlage und Voraussetzung ist.

 „Gleichwie Du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt: Und ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit“, so redet, so betet der Hohepriester des neuen Testamentes zu seinem himmlischen Vater. Ich heilige mich selbst für sie: was heißt das anders als: Ich weihe mich, ich bringe mich dar – zum Opfer. Sein Opfer, auf Golgatha vollbracht, ist die Grundlage aller Mission und Missionsthätigkeit. Sein Opfer ist die Versöhnung für die Sünde der Welt, sein Opfer ist die Erwerbung des Heils für die Welt, darum auch die Voraussetzung aller Heilsanerbietung für die Welt. Nun Sein Opfer vollbracht ist, können Seine Boten ausgehen, Seines Opfers Kraft und Segen der Menschheit anzupreisen, und alle Welt zum Mahl der Gnaden laden. Der Welt gehört Sein Opfer. Denn ob der Herr auch bei den Worten: „Ich heilige mich für sie“ zunächst von seinen Jüngern redet, so ist doch von irgend einer Einschränkung der Geltung und Wirkung seines Opfers kein Gedanke; er sendet ja die, für die er sich heiligt, in die Welt, mit einer Botschaft des Heils an die Welt. Die Elfe sind ja nur der engste, innerste Kreis der Gläubigen, der sich um Seine Person her schließt; aber um sie her soll sich in immer weiteren Kreisen reihen aus allen Völkern, Sprachen und Zungen die ungezählte Schaar derer, denen Sein Opfer auch zu gute kommen soll und die es sich auch zu ihrer Heiligung dienen lassen wollen. So weit daher der Geltungsbereich seines Opfers, so weit ist der Wirkungsbereich der Mission. Er ist für alle gestorben – darin liegt das Recht, ja die Pflicht der Mission begründet, aller Creatur, die unter dem Himmel ist, das Evangelium von

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Die Mission im Lichte des hohenpriesterlichen Gebetes Jesu. Verlag der Joh. Phil. Raw’schen Buchhandlung, Nürnberg 1889, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johannes_Deinzer_-_Predigt_%C3%BCber_Joh._17,_18-21.pdf/4&oldid=- (Version vom 5.7.2016)