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werden muss. Aber ich that, was ich konnte, und glaubte, wenn ich es nicht thäte, so würde ein Anderer es nicht thun…. Ich kann nicht sagen, wie sehr es mich freut, in Ihnen einen so begeisterten Freund der Luther’schen Literatur kennen gelernt zu haben.“[1] Eine 41 Nummern umfassende Nachlese zu dem von ihm bearbeiteten Schlussbande der de Wette’schen Ausgabe brachten Seidemanns „Lutherbriefe“ (1859); an einer später erschienenen Sammlung Luther’scher Briefe hatte er, seinen mündlichen und schriftlichen Aeusserungen zufolge, einen so weit gehenden Antheil, dass er denselben auf den dritten Theil des Ganzen berechnen zu dürfen glaubte. Der Luther-Literatur gehörten dann von seinen später entstandenen Werken auch noch an „M. Anton Lauterbachs Tagebuch auf das Jahr 1538, die Hauptquelle der Tischreden Luthers“ (1872) und „Luthers erste und älteste Vorlesungen über die Psalmen aus den Jahren 1513–1516. Nach der eigenhändigen lateinischen Handschrift Luthers auf der Königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden herausgegeben“ (2 Bde. 1876). Ausser diesen beiden Büchern, in Betreff deren ich noch einige Worte hinzuzufügen haben werde, sind hier schliesslich zur Vervollständigung des Verzeichnisses seiner Schriften nur noch kurz zu nennen: „Ueberlieferungen zur Geschichte von Eschdorf, Dittersbach und Umgegend“ (1860), „Geschichte der Familie Gutbier. Bd. 1.“ (1867) und „Dr. Jacob Schenk, der vermeintliche Antinomer, Freibergs Reformator etc.“ (1875). Dabei ist aber noch auf die nachfolgende Zusammenstellung seiner in Zeitschriften und Sammelwerken abgedruckten Aufsätze zu verweisen, in deren Zahl, wie man sehen wird, viele wichtige und werthvolle Arbeiten enthalten sind.

     Als der erste Band der bis dahin unbekannt gebliebenen ältesten Psaltervorlesungen Luthers an das Licht trat, verlieh die theologische Facultät der Universität Halle-Wittenberg Seidemann die theologische Doctorwürde. „Der Doppelname unserer Universität Halle-Wittenberg“, so


  1. Für Diejenigen, welchen Neudeckers Recension des Seidemann’schen Buches in dem Theologischen Literaturblatt zur Allgem. Kirchenzeitung (Jahrg. 34. 1857. Darmstadt. Nr. 27. Sp. 609–620) zu Gesicht gekommen ist, bemerke ich, dass Seidemann unter der Ueberschrift „Zur Abwehr“ eine gegen dieselbe gerichtete, zahlreiche thatsächliche Berichtigungen enthaltende Erklärung verfasst hat, welche in dem Literaturblatte zwar keine Aufnahme fand, aber handschriftlich erhalten ist.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Schnorr von Carolsfeld: Zur Erinnerung an Johann Karl Seidemann. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1880, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Karl_Seidemann.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)