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er 1840 herausgab. Aber schon 1846, als die Leipziger Universität eine Gedächtnissfeier zur Erinnerung an Luthers dreihundertjährigen Todestag veranstaltete, war er durch verdienstvolle Forschungen über die Reformationszeit in Sachsen so bekannt geworden, dass ihm die dortige theologische Facultät den Licentiatengrad honoris causa ertheilte. In rascher Folge erschienen „Thomas Münzer“ (1842), „Die Leipziger Disputation im Jahre 1519“ (1843), „Karl von Miltitz“ (1844), „Erläuterungen zur Reformationsgeschichte durch bisher unbekannte Urkunden“ (1844), „Beiträge zur Reformationsgeschichte“. Heft 1 (a. u. d. T. „Die Reformationszeit in Sachsen von 1517 bis 1539“ 1846) und Heft 2 (1848). In dieselben und die unmittelbar darauf folgenden Jahre fielen Studien über den Bauernkrieg in Sachsen und den Herzog Georg, welche jedoch entweder gar nicht oder nur bruchstückweise, wie das am Schlusse beizufügende Verzeichnis von Seidemanns Beiträgen zu Zeitschriften nachweisen wird, zur Veröffentlichung gelangten.

     Wenig später entstand dasjenige Buch, welchem Seidemann seine Berühmtheit wohl vorzugsweise verdankte. Im August 1854 hatte ihm die Reimersche Verlagsbuchhandlung angetragen, die Vollendung von de Wettes Ausgabe der „Briefe, Sendschreiben und Bedenken Martin Luthers“ zu übernehmen, und vor Ablauf von zwei Jahren lag der von ihm bearbeitete sechste Band dieser Ausgabe gedruckt vor, eine den hingebendsten Fleiss und die höchste kritische Sorgfalt bekundende Arbeit, welche den wissenschaftlichen Werth und die Brauchbarkeit, sowie das Ansehen jener Ausgabe bekanntlich ganz wesentlich erhöhte. Der im Jahre 1849 verstorbene de Wette hatte für den Abschluss seines Werkes nur ganz unbedeutende Vorarbeiten hinterlassen können, aber er hatte den jüngeren und rüstigeren Nachfolger, welcher für ihn eintreten sollte, selber noch gewissermassen willkommen geheissen in einem vom 13. Juli 1843 datirten Briefe, in welchem er an ihn schrieb: „Die mitgetheilten Bemerkungen werde ich bestens benutzen, sobald ich zur Ausarbeitung des sechsten Bandes komme, was aber erst nach Vollendung meines exegetischen Handbuchs, etwa in zwei Jahren, so Gott will, geschehen wird. Vorher wäre es mir unmöglich, mich wieder in die ziemlich fremd gewordene Sache hineinzuwerfen, in der ich leider niemals so zu Hause gewesen bin, wie es von einem Herausgeber der Briefe Luthers gefordert

Empfohlene Zitierweise:
Franz Schnorr von Carolsfeld: Zur Erinnerung an Johann Karl Seidemann. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1880, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Karl_Seidemann.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)