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später, konnte Schmaltz, der inzwischen Hauptpastor in Hamburg geworden war, an seinen ehemaligen Schützling schreiben: „O wie freue ich mich, Sie, der einst als Knabe vertrauend mir nahete, nun als meinen lieben Amtsbruder begrüssen zu können! Gott hat Ihnen in Ihrem Jugendleben so viele wohlwollende Herzen erwecket, die Sie dem Ziele entgegen führen halfen, zu welchem Sie eine schöne Sehnsucht empor zog.“ Als ein „omnino et prae ceteris dignus“ ward Seidemann im März 1826 von der Kreuzschule zur Universität entlassen; in der Zeit bis zum December 1828 vollendete er auf der Universität Leipzig das Studium der Theologie. – Ich entnehme diese Daten Zeugnissen, welche, wie nebenbei erwähnt werden möge, auch beweisen, dass er in seiner Jugend die Vornamen Karl August führte, während er sich später Johann Karl nannte, weil ihm letztere Vornamen in seinem Geburtsscheine, obschon wahrscheinlich irrthümlicher Weise, beigelegt waren.

     Von der Universität in die Heimat zurückgekehrt, versah der junge Theolog in den Jahren 1831 und 1832 die Stelle eines Hauslehrers bei dem Hofmarschall Grafen August Karl Bose; auch ertheilte er Unterricht an dem Kaden’schen Knabeninstitut, dem v. Loucqueyssie’schen Fräuleininstitut und der Annenschule zu Dresden. Dann berief ihn mittels einer vom 2. Februar 1834 datirten Vocation der als Kunstfreund bekannte Johann Gottlob von Quandt zu dem Pfarramt in Eschdorf bei Schönfeld unweit Pillnitz, und dieses Amt behielt er inne, bis er zu Michaelis 1871 in den Ruhestand trat und sich in seiner Vaterstadt Dresden niederliess, um hier sein Leben zu beschliessen.

     Mit diesen wenigen Worten ist erschöpft, was über den äusseren Gang seines Lebens zu berichten ist, und nur folgendes ist noch hinzuzufügen, was seine Familienverhältnisse betrifft. Am 9. Februar 1834 ward er in der Hofkirche zu Dresden mit Hanna Margarethe Eleonore Malsch getraut, welche den 15. Juli 1800 in Linden bei Hannover als Tochter des königlich grossbritannischen Hof- und Kammer-Musicus Johann August Ludwig Malsch geboren war. Sie ward ihm am 13. December 1868 durch den Tod entrissen. Im Tode vorangegangen war der Gattin sein Sohn Maximin Edgar. Dieser starb am 26. Juli 1863 noch nicht 26 Jahre alt als Doktor der Philosophie und Lehrer der Naturwissenschaften an dem Institut des

Empfohlene Zitierweise:
Franz Schnorr von Carolsfeld: Zur Erinnerung an Johann Karl Seidemann, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1880, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Karl_Seidemann.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)