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Johann Gottfried Scheibel: Ein Wort brüderlicher Belehrung über die lutherische Kirche und die unternommene Vereinigung derselben mit der reformirten Kirche zu einer einigen evangelischen Kirche. Für die lutherischen Gemeinen Breslaus 1830 abgefaßt

auf feine, versteckte Weise diesen Glauben an die Menschwerdung Jesu Christi zu untergraben. Indem sie mit Worten in ihren Schriften die Erlösung Christi, den Mittelpunkt unsers Glaubens bekannten, untergruben sie fein die Basis desselben, seinen Grund, nämlich den Glauben an die hochheilige Menschwerdung des Herrn. Noch anderer Unglaube war einzeln in ihren Schriften zerstreut. Diesen aber behaupteten sie am öffentlichsten, und dabei die stärksten Lästerungen (sowohl Calvin als Zwingli) über einen geistigen Leib Christi ganz gleich ähnlichen Lästerungen der heutigen Rationalisten. Es fanden sich Zöglinge von ihnen, die diese Lehre lutherischen Gemeinen beibrachten, und sie dazu geneigt machten. So entstand die reformirte Kirche, in deren Bekenntnißschriften jene Meinungen, besonders vom Abendmahle und der Person Christi, wörtlich erwähnt wurden. Sonst machten sie scheinbar mehr oder weniger diese Bekenntniß-Schriften möglichst den unsern ähnlich, um recht zu locken. In ihrer Verfassung nahmen auch sie scheinbar apostolische Kirchen-Aeltesten und Lehrer, in manchen Ländern auch Diakonen an; aber überall erhielt die irdische Einrichtung der Völker die Oberaufsicht und die Sorge auch für die äußere Erhaltung der Lehrer, so daß diese nur ihre geistlichen Beamten wurden. Der Gottesdienst wurde in den meisten reformierten Ländern, besonders Deutschen Gemeinen unter der Rechtfertigung, Alles möglichst einfach zu machen und den Sinnen die möglichst geringste Beschäftigung dabei zu geben, sehr abgekürzt. Ein Morgengebet, ein kurzes Lied vor der Predigt, dann diese selbst und zum Schlusse wenige Verse waren der einzige Inhalt des ganzen Dienstes. Beim Abendmahle blieb, wie überall und dem Zwecke gemäß, Sprechen der Einsetzungs-Worte dann Ermahnungs-Gebet, hierauf die Austheilung, dann

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Johann Gottfried Scheibel: Ein Wort brüderlicher Belehrung über die lutherische Kirche und die unternommene Vereinigung derselben mit der reformirten Kirche zu einer einigen evangelischen Kirche. Für die lutherischen Gemeinen Breslaus 1830 abgefaßt. Joh. Phil Raw, Nürnberg 1837, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Gottfried_Scheibel_-_Ein_Wort_br%C3%BCderlicher_Belehrung_%C3%BCber_die_lutherische_Kirche.pdf/20&oldid=- (Version vom 2.10.2016)