Seite:Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft 097 003.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von Kollegen, Schülern und weiteren Kreisen feiern. Krankheit schien bei einer gleichmäßig ruhigen Lebensweise seinem zähen Körper nichts anhaben zu können, und nur Wenige werden sich erinnern können, daß er wegen Unwohlsein seine Vorlesungen aussetzte oder eine andere Pflicht versäumen mußte. Erst in seinen letzten Jahren machte sich ein inneres Leiden bemerklich und veranlaßte ihn, sich im Jahre 1920 von seinen amtlichen Verpflichtungen entbinden zu lassen; seine Lehrtätigkeit hat er trotzdem nicht ganz aufgegeben und noch im letzten Sommersemester die Vorlesung über Apuleius’ Märchen von Amor und Psyche gehalten, an der er sehr hing. Von einer ernsten Operation hatte er sich überraschend erholt, namentlich die Luft der heimischen Berge hatte ihm fast wieder jugendliche Frische verliehen. Auch im Juli dieses Jahres hatte er seine beliebte Sommerfrische in Krummhübel aufgesucht; aber hier fiel er in einen bedrohlichen Schwächezustand, der seine Übersiedlung nach Breslau notwendig machte; kaum hier angelangt, verschied er in den Morgenstunden des 7. August und wurde eine Woche später unter größter allgemeiner Teilnahme zur letzten Ruhe gebettet. Namens der Universität widmete ihm Herr Geheimrat Koch warme und herzliche Worte.

Versuchen wir zunächst, seiner wissenschaftlichen Leistung gerecht zu werden. Försters Lehrjahre fallen in eine Zeit, wo die Philologie noch wesentlich sprachlich und kritisch gerichtet war und die Beschäftigung mit einzelnen und vereinzelt geschauten Autoren, die man meist als Klassiker ansah, im Mittelpunkte stand. Historische Probleme und geschichtliche Betrachtungsweise lagen jener Zeit fern; Viele, die damals groß wurden, sind über das Hantieren mit Handschriften und kleine sprachliche Beobachtungen nicht herausgekommen. Erst in den 70er Jahren setzte kräftig die Reformbewegung ein, die aus der Philologie eine Altertumswissenschaft machte. Förster hat aus jener älteren Schule ein unschätzbares Gut mitgebracht, die philologische Akribie, die Treue gegen den Buchstaben, die Fähigkeit, auch entsagungsvolle Arbeiten wie Handschriftenvergleichungen ohne Murren und mit ungeschwächter Aufmerksamkeit auszuführen. Ich habe es im Winter 1895/96 bewundern können, wie er auf der Vatikanischen Bibliothek oder auf seinem Zimmer im Archäologischen Institut frierend und in den Mantel gehüllt unablässig arbeitete: in diesem unermüdlichen Fleiß ruhte zum großen Teile das Geheimnis seines Erfolges. Man wird ihm in seinen zahlreichen Publikationen und Ausgaben kaum irgendwelche Versehen und Irrtümer nachweisen können, die durch größere Sorgfalt vermieden hätten werden können; liederliche, und unsaubere Arbeitsweise bei Anderen war ihm ein Greuel, und er erzog seine Schüler ebenso zu peinlicher Genauigkeit, wie er dazu erzogen war.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Kroll: Richard Foerster (Nachruf). , Breslau 1919–1924, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahresbericht_der_Schlesischen_Gesellschaft_097_003.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)