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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Gefühl, die lebendigste Phantasie und eine hinreissende Darstellung machte sie binnen Kurzem zum Lieblinge des russischen Lesepublikums. Ihr Tod ist ein ausserordentlicher Verlust für die russische Literatur; sie war eben in ihrer besten Kraft (27 Jahr) und stand im Begriffe, die höchsten Hoffnungen zu erfüllen.

 Ein russisches Journal kündigt den fünften Band der Erzählungen von P. P. Sumarokow an und bemerkt dazu, die drei ersten Theile seien in der Buchhandlung von Smirdin, der vierte im Comptoir der „Vaterländischen Memoiren“ zu haben. Der russische Buchhandel steht in der That auf einer hohen Stufe der Vollkommenheit, wenn man ein Werk von 5 Theilen an drei Orten zusammensuchen muss. Herrn Pelz’s Mission scheint ihm noch nicht auf die Socken geholfen zu haben.

 Kupfermünze in Russland. Sie wird geprägt: 1) im Ekaterinburger Münzhof; im Jahre 1841 bereitete er Kupfergeld im Werthe von 509,623 R. 50 K. Silb.; 2) der Suzuner Münzhof; er prägte in demselben Jahre 151,722 R. 43 Kop. Silb.; 3) endlich ausserordentlicher Weise seit 1840 der Admiralitätshof in Izora, in welchem für 352,000 R. Kupfer gemünzt wurde. Russland erhielt also in dem einzigen Jahre 1841 nicht weniger als für 1,013,346 R. Silb. neues Kupfergeld.

 Eine Anzahl Kosaken und kaiserlicher Colonisten im Czernigower Gouvernement haben im Verlauf der Jahre 1840 und 1841 den Gemeinde-Beschluss gefasst (sie haben bekanntlich eine sehr freie Communalverfassung), einander gegenseitig bei unvorhergesehenen Unfällen mit Geld, Nahrungsmitteln, Viehfutter und dergleichen zu unterstützen. Solche Fälle sind bereits vorgekommen und einzelne Gemeinden haben sich dabei ausserordentlich hilfreich gezeigt. — Auch ist es den Bemühungen der Regierung und einzelner Volksfreunde gelungen, die Bauern endlich von der Wichtigkeit und Vortrefflichkeit der Versicherungsgesellschaften zu überzeugen; die Theilnahme an den öffentlichen Instituten dieser Art nimmt überall zu, und so wird auch von dieser Seite die Aussicht auf einen besseren, geregelteren, sichereren Wohlstand des Bauernstandes allmählig heiterer.

 Zur Beförderung der Communication auf dem Ladogasee hat sich eine Aktiengesellschaft gebildet, welche eine stehende Dampfschifffahrtsverbindung auf demselben halten wird, um Passagiere zu fördern, Güter zu transportiren und andere Schiffe den See hinauf zu bugsiren. Ihre Statuten sind bereits von der Regierung genehmigt; gegenwärtig werden nun die Actien 4000 Stück zu 100 Rubel Silber ausgegeben und finden guten Abgang.

 Im Königreiche Polen bestanden im J. 1841 folgende Lehranstalten mit Schülern:

1. Specialschulen:
Inst. Schüler
Pädagogische Ergänzungsschule 1 178
Landwirtschaftliche Schule 1 115
Realgymnasium (neu einger.) 1 325
Schullehrerseminar in Lowicz 1 54
Rabbinenschule 1 175
2. Allgemeine Lehranstalten:
Gymnasien 10 3,886
Kreisschulen 21 2,847
Sonntags-Gewerbeschulen 74 6,842
Niedere Schulen 941 40,758
Israelitische Schulen (neu) 6 279


1057 55,459
Dazu Privatinstitute 185 5,400


1,242 60,059

 Die letzteren haben gegen das vorige Jahr an Zahl ab-, an Schülern aber zugenommen.

 Für die Oekonomie regt sich auch im Königreich Polen ein immer lebendigeres Interesse. Mit Anfang dieses Jahres (1842) hat erst eine Zeitschrift für die Landbewohner „Kmiot“ (der Bauer) angefangen zu erscheinen, und schon ist wieder die erste Nummer einer neuen unter dem Titel: Roczniki gospodartwa Krajowego Jahrbücher für die innländische Landwirthschaft I. Bd. 1. Heft. LXIII und 96 S. Warschau 1842 ausgegeben. Nach der ersten Nummer, welche zwei recht kräftige Artikel enthält: 1. Fassen wir das Wesen unserer Betriebsamkeit, besonders der Agrikultur von dem rechten, unsern Localverhältnissen entsprechenden Standpunkte auf? von K. G., und 2. vom Einfluss der Wettrennen auf die Pferdezucht von Eberhard: lässt sich manches Gute von diesem Unternehmen für die Oekonomie Polens erwarten.

 Ein bömisch-deutsches Lexikon ist bei dem gegenwärtigen Zustande der bömischen Literatur eines der dringendsten Bedürfnisse. So viel uns bekannt, arbeitet Hanka seit längerer Zeit an einem solchen. Nun kündet auch Franta-Schumawsky eins an, dessen erstes Heft noch im Jahre 1842 evscheinen soll. Unter seiner Leitung nämlich haben sich viele der jüngern Literatoren vereinigt und die einzelnen Buchstaben ausgearbeitet. Er selbst hat die Redaction des Ganzen und Spurny in Prag den Verlag übernommen. Alle sechs Wochen soll eine Lieferung von 12 Bogen fertig werden, deren „wenigsten neun sein werden“. Die Pränumeration für’s Ganze 6 Fl. einzeln 1 Fl. die Lieferung, im Buchhandel 1 Fl. 10 xr.

 Auch in der Musik zeigen die jungen Czechen ihren Eifer für das Nationale. Die Namen der Tänze, die wie gewöhnlich, alle „Faschinge“ in mancher Anzahl erscheinen, sind bömische; so z. B. sehr beliebte Galoppe von Gutmannsthal: Horimir Dalibor. Žižka’s Traum: seine Polka: die Slawin; letztere beide im Grundton slawische Volksmelodien enthaltend.

 Der thätige J. Hoffmann in Prag, bei welchem bereits 4 Hefte Melodien zu den bömischen Liedern von Erben erschienen,

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/99&oldid=- (Version vom 28.9.2019)