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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

gern, und doch haben gerade sie die geringste Ursache dazu. Die Czechen haben leider allzusehr ihren eigenen Vortheil vernachlässigt. Wie viel Blut wohl wurde vergossen, wie viel Güter geopfert, wie viel Arbeit unternommen, z. B. in Italien, in Deutschland, in Ungarn, ja selbst in Polen und in den Donauländern, in den Kämpfen gegen Brudervölker aus Freundschaft und zum Vortheil der Deutschen! Wie viel Missgeschick, wie viel Unglück wälzten unsere Vater dadurch auf sich! Und was für eine Belohnung forderten, welche erhielten sie für alles Das?“

 Auf diese Weise widerlegt der Verfasser mit weitläufigen Gründen und Citaten aus deutschen Historikern nicht blos jene Charakteristik der Slawen, sondern wirft auch die Behauptung desselben, als seien die Deutschen im Recht gewesen in ihrer Behandlung gegen die Slawen, mit der wahren Entrüstung des historischen Bewusstseins zurück. Ohne weiter in das Detail der Untersuchung einzugehen, erinnern wir zum Schluss nur noch, dass Heffter bei seiner historischen Untersuchung des Weltkampfes sich eine Menge von Unrichtigkeiten zu Schulden kommen lassen und den besseren Theil seines Artikels, bisweilen ganze Seiten, aus Palacky’s Geschichte von Böhmen abgeschrieben hat, ohne diesen zu nennen. So z. B. auf S. 536 u. a. a. O.; am glänzendsten hat er diesen literarischen Diebstahl auf Seite 405 durchgeführt. Der Vergleichung wegen lassen wir beide Stellen folgen.

Heffter.

 Da er selbst krank war, übertrug er den Oberbefehl seinem Freunde und Lieblinge, dem Herzoge Ernst, dem mächtigsten Manne im Reiche. Schon nämlich begann wieder bei der Schwäche der letzten Regenten aus dem karolingischen Geschlechte die Macht der hohen Vasallen zu wachsen, und die von Karl dem Grossen errungene Souverainetät wieder allmälig zu untergraben, und damit die innere Kraft des deutschen Volkes. Mit dem Heere vereinigten insonderheit Thakulf, der Markgraf an der sorbischen Grenze, und ausserdem viele Grafen und Aebte ihre Schaaren. So drang man in Böhmen vor. Beim Angriffe auf einen festen Platz, den die Czechen besetzt, wurde Thalkulf schwer verwundet: so tapfer wehrten sich die Feinde. Doch war ihr Verlust selbst nicht unbedeutend; darum kam von ihnen eine Gesandtschaft ins Lager der Teutschen, um über den Frieden zu unterhandeln. Sie wandte sich vorzugsweise an Thakulf, weil sie ihm vor Allen trauten, indem er die Rechte und Gewohnheiten der slawischen Nation als Markgraf an der sorbischen Grenze am besten kannte.

Palacky.

 Da er selbst krank war, vertraute er den Oberbefehl darüber seinem Freunde und Liebling, dem Herzoge Ernst, dem mächtigsten Manne in seinem Reiche.




Auch Thakulf, Markgraf gegen die Sorben, und viele Grafen und Aebte aus allen Gegenden Deutschlands schlossen mit ihren Schaaren sich dem Zuge an. Das Heer drang in Böhmen ein. Bei dem Angriffe auf eine Verschanzung, in welche sich die Böhmen eingeschlossen, wurde Markgraf Thakulf schwer verwundet. Der Angriff wurde zwar abgewehrt, aber mit grossem Verluste. Daher sandten die Böhmen eine Bothschaft ins deutsche Lager, um den Frieden zu unterhandeln. Diese wandten sich an Thakulf, als denjenigen, der der slawischen Sprache und Sitten am meisten kundig war; und er empfing

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/439&oldid=- (Version vom 14.2.2021)