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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Adalberti, alia extra civitatis moenia in veneratione sancti Petri erant locatae, et ex hoc sacrificia quae copioso apparatu et divitiis sacerdotibus et fanis idolorum exhibebantur ecclesiae Christi sibi vindicabant. Sefried beschreibt vita Ottonis III, 3, 154, Acta St. Antw. Jul. I, 414, die Lage dieser zweiten Kirche folgendermassen: Fuit autem basilica ante introitum civitatis in area spaciosa, quam ipse in priori profectione dedicaverat. Die andere hierher gehörige Stelle des Ebbo steht in der vita Ottonis II, 2, 58, Acta St. Antw. Jul. I, 437, und behandelt die Gründung der Kirchen zu Julin. Hier sagt Ebbo: apostolus itaque Pomeranorum duas illic ecclesias constituit, unam in civitate Julin, sub honore sanctorum Adelberti et Wenceslai martyrum, in loco ubi profani daemoniorum ritus agi solebant, ut ubi spurca pridem commercia, Christi deinceps frequentarentur mysteria. Alteram extra civitatem in campo mirae lutitudinis et amoenitatis, in veneratione beatissimi apostolorum principis aedificavit, illicque sedem episcopalem statuit. Es ist gewiss auffallend, dass Otto in beiden Städten, Stettin und Julin, so gleichmässig verfährt, dass er in jeder zwei Kirchen erbauen lässt, stets die eine innerhalb und die zweite ausserhalb der Stadt, und dass von den zwei letzteren übereinstimmend gesagt wird, sie hätten in area spaciosa und in campo mirae latitudinis et amoenitatis gelegen. Wenn man bedenkt, dass die beiden Stadtkirchen auf den altheidnischen Tempelplätzen erbaut wurden, so sollte man wohl zu der Vermuthung berechtigt werden, das grosse, schöne Feld, auf dem die anderen beiden Kirchen standen, für agros und latifundia zu halten, die ursprünglich den Tempeln zu Stettin und Julin zugehört hatten. Dann gewinnt auch das ex hoc in der ersten Stelle des Ebbo seinen eigenthümlichen Sinn, indem sodann damit gesagt wird, dass die christlichen Kirchen aus dieser Ursache, rücksichtlich ihrer Lage nämlich, sich die Opfer, welche den heidnischen Priestern und Tempeln gebracht wurden, angeeignet hätten, da es sonst auch wohl heissen könnte: seit dieser Zeit, seitdem. Blickt man nun von diesen Resultaten auf die religiösen Einrichtungen der Preussen, und vergleicht, was sich als kritisch nicht zu bezweifeln herausstellt, mit den slawischen Gebräuchen, so tritt eine merkwürdige Uebereinstimmung neben völliger Verschiedenheit hervor. Auch hier gaben die Sieger den dritten Theil der Beute der helfenden Gottheit, allein der Priester verbrannte alles und nichts wurde aufbewahrt, so meldet Dusburg Chron. P. III, c. 5, ed. Hartknoch 80: Post victoriam diis suis victimam offerunt, et omnium eorum quae ratione victoriae consecuti sunt tertiam partem dicto Criwe praesentarunt, qui combussit talia. Nicht minder findet sich die Nachricht, dass auch ihre Götter ihre geheiligten Felder, Gewässer und Waldungen hatten, Dusburg Chron. P. III, c. 5, ed. Hartknoch 79: Habuerunt etiam lucos, campos et aquas sacras sic quod secare, aut agros colere, vel piscari ausi non fuerant in eisdem, allein die Felder durften nicht bebaut, die Teiche nicht gefischt werden. Es ist nun wohl eine nicht uninteressante Frage, ob etwa auch die slawischen Tempel, so wie sie ihre Felder und Grundstücke hatten, auch ihre Seen, gleich den preussischen Göttern, besassen? Nachrichten darüber habe ich nicht finden können, allein nachfolgende Umstände dürften denn doch wohl Schlüsse machen lassen, aus denen die Frage zu bejahen[WS 1] sein möchte, wobei denn natürlich vorerst immer nur von den Hauptempeln die Rede sein kann. Es scheint bemerkenswerth, dass alle Tempelstätten, deren Beschreibung übrig, oder deren Lage mit Wahrscheinlichkeit zu ermitteln ist, ja die meisten derer, von welchen nur Traditionen sprechen, ein solche ist, dass ein See angränzt oder sich in der Nähe befindet. Für Arkona beweist es eine Stelle Saxo’s, hist. dan. XIV, ed. Steph. 248, 45: Primum itaque solenni ritu prolui iussi stagnum maiore pellendae sitis, quum initiandae religionis ardore petentes sub specie sacrorum fessa obsidione corpora refecerunt; von Rethra sagt Adam. Bremens, hist. eccles. II, 11, vel 65, die Stadt sei undique lacu profundo inclusa; bei dem Tempel des Zuarasici befand sich nach Thietmar 41, 17, mare iuxta positum; die bekannte

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Druckfehler. hejahen in der Vorlage.
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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/417&oldid=- (Version vom 14.2.2021)