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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Ouch hattin al dy lant der Wende
Opphere süle gar behende
Was ym darin geopphert was
Der Schatz gesammet wart vil hart
Und wart ym alle jareglich
Gesant czu eren lobelich.

 Dies stimmt mit dem foramen sehr wohl, wohinein das munus geworfen wurde, nicht gelegt, denn Sefried sagt gleich darauf: qui alacer aedem illam ingressus dragmam angenti in foramen iactitavit, ut sonitu metalli sacrificasse putaretur. Es gab also wohl sogenannte Opferstöcke, wohinein Jeder eine beliebige Gabe warf, die dann zu gewissen Zeiten an die Tempel abgeliefert wurde, nachdem sie aus diesen Opferstöcken herausgenommen. Die Oeffnung übrigens, durch welche man diese Gaben hineinwarf, muss sehr weit gewesen sein, denn sonst hätte unmöglich Sefried berichten können, der vom Bischofe Otto ausgesandte Mann, welcher den Triglaw habe wegnehmen sollen, nachdem er zum Schein geopfert: concitus quod iecerat retraxit. Abgesehen aber von diesen Geldeinnahmen besassen die Tempel Grundstücke, wie dies unwiderleglich aus Saxo gram. lib. XIV, ed. Steph. 325 hervorgeht: Rex oppidanos in fidem hac lege recepit, ut simulacro cum omni sacra pecunia tradito, captivos christianos ergastulo liberatos absque redemptionem dimitterent, omniaque verae religionis momenta danico ritu celebrarent. Quin etiam ut agros ac latifundia deorum in sacerdotum usus converterent. Das Meiste von dem hier Angeführten wird freilich nur vom Tempel des Swatowit mit Gewissheit gesagt werden können, allein da sich bei anderen Tempeln Spuren ähnlicher Verhältnisse, wenn auch öfters nur entfernt, nachweisen lassen, so möchte wohl anzunehmen sein, dass überall eine gleiche Ausstattung der heiligen Gebäude, wenigstens der Haupttempel, üblich gewesen sei. Von den freiwilligen Gaben und Weihgeschenken liegt es auf der Hand, wäre auch nicht das ausdrückliche Zeugniss des Thietmar für Zuarasici, des Adam v. Bremen für Radegast und des Sefried für Triglaw vorhanden. Des jährlichen Opferaufwandes zu Rethra gedenkt Helmold gleichfalls Chron. I, 21, Leibniz II, 556: Si quidem Riaduri sive Tolenzi propter antiquissimam urbem et celeberrimum illud fanum, in quo simulacrum Radigast ostenditur, regnare volebant, adscribentes sibi singularem nobilitatis honorem, eo, quod ab omnibus populis Slavorum frequentarentur propter responsa et annuas sacrificiorum impensiones, und es ist wohl zu vermuthen, dass darunter auch das von Saxo bemerkte donum eines Geldstücks vom Kopfe zu verstehen sei, da sich Helmold an der Stelle, wo er von Swatowit redet, desselben Ausdruckes bedient, Chron. I, 52, Leibniz II, 543: statutas sacrificiorum impensiones, und wir aus Saxo wissen, dass zu dem festgesetzten Opferaufwande sowohl die Opfer selbst, als auch die Geldsteuer gerechnet wurde. Dass der Beuteantheil auch anderen Tempeln, als dem des Swatowit zufiel, wissen wir aus dem Sefried, für den Triglaw, welcher ja den Zehnten von aller Beute erhielt, gewiss und können es aus den Worten Thietmars Chron. VI, 15, 11, Perz V, 812, 7: hanc (urbem) ad bellum properantes salutant, illam prospere redeuntes muneribus debitis honorant für Zuarasici schliessen, denn diese debita munera dürften wohl nur in einem bestimmten Antheil an der Beute bestanden haben. Dunkler ist es, ob die anderen Tempel, gleich dem des Swatowit auf Rügen, agros und latifundia besessen haben, und wir können darüber keine entscheidende Stelle beibringen, allein ich vermuthe es, und zwar aus einigen Worten Ebbo’s. An der einen Stelle, vita Ottonis II, 1, 64, Acta St. Anw. Jul. I, 439, spricht er vom Bau der Kirchen zu Stettin und sagt: Hac itaque potentissima civitate ad veri dei agnitionem per beatum praesulem adducta, delubra idolorum flammis erant absumpta, duaeque ecclesiae una in monte Trigelai sub honore sancti

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/416&oldid=- (Version vom 14.2.2021)