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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

mercatoribus qui forte sedes illas appulerint patet ulla facultas vendendi vel emendi, nisi prius de mercibus suis deo ipsorum preciosa quaeque libaverint. Auch die Zeit des Häringsfanges gab dem Tempel ein bestimmtes Einkommen, denn die Fischer mussten eine Art Zoll für die Erlaubniss, daselbst zu kaufen, bezahlen. Helmold Chron. II, 12, Leibniz 627: In Novembri flante vehementius vento multum illic halec capitur et patet mercatoribus liber accessus, si tamen ante deo terrae legitima persolverint. Auch die Lösegelder für Gefangene, oder der Preis für verkaufte Menschen floss in den Tempelschatz. Dies geht deutlich aus der kurz vorher schon angeführten Stelle Helmold’s, Chron. I, 38, Leibniz II, 571, hervor: aurum et argentum quod forte per rapinas et captiones hominum — adepti sunt — in aerarium dei sui conferunt, und bildete auf diese Weise gleichfalls ein zwar ungewisses, doch aber sicher reiches Einkommen. Endlich aber floss ein alljährlicher Zuschuss zu dem Tempelschatze aus den Steuern tributpflichtiger Völker, Helmold I, 36, Leibniz II, 568: Sunt autem Rani — populi crudeles, habitantes in corde maris, idololatriae supra modum dediti, primatum praeferentes in omni Slavorum natione, habentes regem et fanum celeberrimum. Unde etiam propter specialem fani illius cultum, primum venerationis cultum obtinent, et cum multis iugum imponant, ipsi nullius iugum patiuntur, eo quod inaccessibiles sunt, propter difficultatem locorum. Gentes quos armis subegerint fano suo censuales faciunt. Es ist klar, dass die eben aufgeführten Abgaben, je nach den verschiedenen Götterfesten, zu verschiedenen Zeiten dem Tempelschatze zuflossen, so ein Theil derselben im hohen Sommer, am Feste des Swatowit, ein anderer im November, während des Häringsfanges, und wieder ein Theil im Februar, welches letztere aus einer Stelle im Thietmar hervorgeht, Lib. VIII, init. Leibniz I, 420, welche lautet: hinc abominabilis praesumtio fit mense februario, qui a gentilibus lustratione et muneris debiti exhibitione venerandus ab infernali domino Plutone, qui februus dicitur, hoc nomen accepit. Neben diesen gesetzmässigen Einkünften flossen ihnen noch andere freiwillige zu, von Opfernden oder Rathfragenden, und dies waren entweder publica, d. h. solche, die von Staatswegen, von ganzen Nationen gegeben wurden, oder privata, die Einzelne bei ihren besonderen Angelegenheiten in Geschenken darbrachten. So unterscheidet auch Saxo schon hist. Dan. XIV, ed. Steph. 320: Illic quoque publicorum munerum ac privatorum ingens copia visebatur, studiosis beneficia poscentium votis collata. Für die munera publica kann man eine Stelle des Thietmar anführen, welche sich auf den Tempel zu Riedgost bezieht, Chron. VI, 15, 11, Perz V, 812, 7: Hanc ad bellum properantes salutant, illam prospere redeuntes muneribus debitis honorant, und ein Beispiel eines muneris privati gibt Saxo am angeführten Orte: Hanc itaque statuam totius Slaviae pensionibus cultam, finitimi quoque reges, non absque sacrilegii respectu donis prosequebantur. Quam inter caeteros etiam rex Danorum Sueno propitiandi gratia exquisiti cultus poculo veneratus est. Meistentheils hiessen diese freiwilligen Gaben bei den lateinischen Schriftstellern des Mittelalters munus, wie die gesetzmässige Abgabe donum, und es scheint, als wenn diese munera im Allgemeinen nicht gerade nur vor der Gottheit selbst niedergelegt worden wären. Wenigstens ist eine Stelle in Sefried vita Ottonis II, 2, 56, Acta St. Antw. Jul. I, 437 bemerkenswerth, wo vom Triglaw gesprochen wird: Ipsum quidem videre et tangere non poteris, sed ante truncum procidens eminus foramen, ubi munus inferas attende. Quod cum imposueris reverenter clauso ostio egredere. Diese Worte könnten indessen, als blos für den besonderen Fall gesagt, gedacht werden, wenn nicht merkwürdiger Weise ein bei weitem späterer Chronist, der Uebersetzer des Helmold, Kirchberg, eine ganz ähnliche, aber weit bestimmtere Darstellung der Sache hätte. Er erzählt[WS 1] nämlich auch vom Swatowit, ohne dass ich die Quelle nachweisen könnte, aus welcher er geschöpft hat, Folgendes Chron. Meclenb. c. 53, Westphal monument. IV, 661, 662:

Anmerkungen (Wikisource)

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/415&oldid=- (Version vom 14.2.2021)