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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Die Opfer, welche innerhalb des Tempels gebracht wurden, waren, so scheint es, nur unblutige, und wurden auch von Einzelnen selbst, nicht allein durch den Priester dort niedergelegt; die Beweisstellen hierzu, so wie in Betreff des Tempelschatzes werden später gegeben werden, hier nur diejenigen, welche von den heiligen Geräthschaften, den Fahnen, Waffen der Feinde und der Beute sprechen, die hier aufbewahrt wurden. So sagt Saxo grammat. hist. Dan. lib. XIV, ed. Steph. 325, vom Tempel zu Arkona: Nec sylvestrium bestiarum inusitata cornua defuere non minus suapte natura, quam cultu miranda. Weitläuftiger erzählt Sefried vita Ottonis II, 4, 105, Acta St. Antw. Jul. I, 405, vom Tempel des Triglaw in Stettin: In hanc aedem ex prisca patrum consuetudine captas opes et arma hostium et quidquid ex praeda navali vel terrestri pugna quaesitum erat sub lege decimationis congerebant, crateres etiam aureos in quibus augurari, epulari et potare nobiles solebant ac potentes, in diebus solennitatum, quasi de sanctuario proferendos ibi collocaverunt, cornua etiam grandia taurorum agrestium deaurata et gemmis intexta, potibus apta, mucrones et cultros, multamque supellectilem preciosam raram et visu pulchram in ornatum et honorem deorum ibi conservabant. Man sieht hieraus, worin ein Theil des Tempelschatzes bestand und wie die heiligen Geräthschaften angewendet wurden. Von Aufbewahrung der Fahnen endlich redet Thietmar Chron. VI, 17, Perz V, 812, 7 bei Beschreibung des Tempels zu Riedgost: Vexilla quoque eorum, nisi ad expeditiones necessaria, et tunc per pedites, nullatenus moventur. Der Tempelschatz selbst, von welchem eben die Rede war, bildete sich auf mehrfache Weise, und wurde von den Priestern verwaltet und verwendet. Zum Theil bestand er aus einem Beuteantheile, wie dies schon die oben angeführte Stelle Sefried’s beweist, welche davon spricht, es wäre im Tempel des Triglaw, nach altväterlicher Sitte, die zu Land und zur See gemachte Beute: sub lege decimacionis, im Tempel aufbewahrt worden. Nach ihm also hatte die Geistlichkeit einen Zehnten. Anders berichtet Saxo hist. Dan. lib. XIV, ed. Steph. 320 von Arkona: Eidem (deo) quoque spoliorum ac praedarum pars tertia deputabatur, perinde atque eius praesidio parta obtentaque fuissent. Hier ist vom dritten Theile der Beute, welcher dem Tempel zufällt, die Rede, und es ist dies gewiss nicht willkührlich oder zufällig, sondern beruht wohl, wie weiter unten zu zeigen versucht werden wird, auf hierarchischen Gründen. Uebrigens erwähnt auch Helmold des Tempelschatzes und der Sitte, die Beute dorthin abzuliefern, zwar nur im Allgemeinen, aber doch mehrmals. So Chron. I, 36, Leibniz II, 568: victores autem aurum et argentum in aerarium dei sui conferunt; ferner I, 38, Leibniz II, 571: aurum et argentum quod forte per rapinas et captionis hominum et vel undecunque adepti sunt, aut uxorum suarum cultibus impendunt, aut in aerarium dei sui conferunt, und endlich, wo er die Zerstörung Arkonas berichtet, Chron. II, 12, Leibniz II, 627: et destruxit (Waldemar) fanum cum omni religione sua et aerarium locuples diripuit. Ausser dem erwähnten Zehnten gab es aber noch andere feststehende Abgaben, welche an den Tempel entrichtet werden mussten. So gab am Jahresfeste des Swatowit jeder Einzelne, Mann oder Weib, ein Geldstück: Saxo gram. hist. Dan. XIV, ed. Steph. 320: nummus ab unoquoque mare vel femina annuatim in huius simulacri cultum doni nomine pendebatur. Schon das annuatim zeigt, dass es eine feststehende Abgabe war und keine willkührliche Darbringung einer unbestimmten Summe, wenn auch Helmold Chron. I, 52, Leibniz II, 582 nicht noch ausserdem versicherte: Quin et de omnibus Slavorum provinciis statutas sacrificiorum impensiones illo transmittebant, und Chron. II, 12, Leibniz II, 627: Unde nostra etiam aetate non solum Wagirensis terra sed et omnes Slavorum provinciae illuc tributa annuatim transmittebant, welches Saxo gleichfalls am angeführten Orte bekräftigt, der sagt: hanc statuam totius Slaviae pensionibus cultam esse. Eine andere feste Abgabe an den Tempel hatten die Kaufleute zu entrichten, wie denn Helmold Chron. I, 6, Leibniz II, 543 vom Swatowit meldet: Sed nec

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/414&oldid=- (Version vom 14.2.2021)