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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Schreiben wird der Streit erhoben, ob die kroatischen Deputirten auch in lateinischer Sprache sprechen dürften. Nr. 153 wird die Steuerfrage Ungarns näher besprochen; unter anderem auch die lateinische Sprache im Gebrauche auf dem Reichstage und in Komitaten deshalb anempfohlen, weil sie es verhindert habe, dass nicht jeder Halb- oder Ungebildete sich des lebendigen Wortes bemächtige, wie jetzt. Nr. 154. wird die Rede des königlichen Personals über den gegenwärtigen Zustand Ungarns in ihrer Ganzheit mitgetheilt. Nr. 155. bringt Hr. Lukacs eine Schilderung der Parteien und ihrer Anführer an dem ungarischen Landtage. Ein anderer Artikel bespricht die jetzige slawische Bevölkerung in Europa nach einer russischen Quelle, gibt sich aber dabei die Blösse, nicht zu wissen, dass alle die Angabe nicht aus Petersburg, sondern aus Prag stammen, da sie nämlich von dem Petersburger sein sollenden Korrespondenten aus Schafarik’s Ethnographie entnommen sind. Freilich liegt Petersburg der Beachtung der allgemeinen Zeitung näher, als die böhmische Literatur. Nr. 157. werden die Bestrebungen der russischen Regierung, die Pferdezucht zu vervollkommnen, besonders hervorgehoben. Nr. 158. wird Klauzal gelobt, weil er den ungarischen Reichstag bewog, die königl. Propositionen eher zur Berathung vorzunehmen, als die Gravamina oder Beschwerden der Stände. 162., Beil. Vertheidigung des ungar. Adels gegen Aristokratismus. Das deutsche Interesse in Ungarn besprochen. 163. u. 164. Beil. untersucht mit vieler Sachkenntniss die europäische Seite der serbischen Frage. 166. und 167. eine kräftige Antwort des Slowaken Stur, gegen die heuchlerischen u. verläumderischen Anklagen, Verunglimpfungen und Verdächtigungen des Magyaren Lukacs. 169. Ueber die Repräsentation der ungarischen Städte. 170 und 171. Berichte über Ungarns Landtag, das Instruktionswesen, den Sprachstreit u. dergl. 172 und 173. Aktenmässige Darstellung der Ereignisse in Dorpat und die Absetzung dreier Universitätsprofessoren daselbst. 174. wird ein Ukas der russischen Regierung mitgetheilt, kraft dessen der Adel vom Neuen beauftragt wird, bei den Adelsversammlungen in den Distriktslandtagen persönlich zu erscheinen. Aus Ungarn werden die Beschlüsse des Reichstages mitgetheilt: 1) dass die bei Schliessung gemischter Ehen von den Katholiken abverlangten Reserve über die Erziehung der Kinder in Zukunft unterbleiben müssen und die bisher ausgestellten ungültig werden (also rückwirkend ?); 2) dass die Verpflichtung, sich längere Zeit von den katholischen Geistlichen unterrichten zu lassen, ehe man zu einer anderen Konfession übertreten dürfe, aufgehoben sei; 3) dass von geschiedenen Eheleuten der nicht katholische Theil wieder heirathen dürfe; 4) dass also in Ungarn, so wie in Kroatien in Religionssachen vollkommene Freiheit zu bestehen habe. 174 und 175. Ein sehr beachtenswerther Artikel aus dem Zollvereinsblatte über die Handels-, Industrie- und Ackerbauverhältnisse zwischen Deutschland und Ungarn. 177 und 178. Ein Gesammtbericht über die Beschäftigungen des ungarischen Reichstags, mit Schilderungen seiner Koriphäen, unter anderen auch die Turopolyer Angelegenheit besonders besprochen; ausserdem noch ein Bericht des russischen Ministeriums der Volksaufklärung. 179. Ein Bericht über Schmeller’s „Blick auf die nachbarliche Slawensprache in Böhmen“ in den Münchner gelehrten Anzeigen. Schmeller ist ein achtungswerther Gelehrter, welcher die slawischen Verhältnisse besser kennt, als die meisten seiner Landsleute. Nr. 184. Eine Schilderung des serbischen Nationallagers bei Topschider, die von einem Augenzeugen zu sein scheint. Nr. 184. u. 185. Eine Entgegnung auf Stur’s „Sprachenkampf in Ungarn in den Nummern 166 und 167, voll Entstellung der Thatsachen und Beschuldigungen, denen jeder Grund mangelt. Wir können uns nicht genug wundern, dass auch der sonst etwas besonnenere Lukacs sich zu solchen Dingen hergibt. Nr. 187. Eine neue Klage über die Uebergriffe der Magyaren vom deutschen Standpunkte, von einem Siebenbürger. Nr. 188. Die Ständetafel verpflichtet die Prinzen und Prinzessinnen der regierenden Familie, die magyarische Sprache zu erlernen; auch beschliesst sie, fortan lateinische Vorträge nicht mehr zu dulden, so dass die kroatischen Deputirten gezwungen sind, um neue Instruktionen einzukommen, weil ihnen anbefohlen war, nur lateinisch zu sprechen. Nr. 190. Das neue Gesetz über die Geldregulation in Russland, vollkommen abgedruckt. — Eben so der Repräsentationsentwurf zur Unterbreitung der Gravamina und Postulate des Landes und in Betreff der königlichen Propositionen. Nr. 192. Der Triester Kornmarkt und Ungarn, von Sporer, klagt über den Mangel an Verbindungswegen in Ungarn. Nr. 193. „Graf Thun über die Stellung der Slawen in Ungarn.“ Der Korrespondent bemerkt: „Wir sehen zwei hochgestellte Repräsentanten zweier der bedeutendsten Völkerstämme des Kaiserreichs tiefgreifende Fragen der Politik mit einem Freimuth, einem Selbstbewusstsein, einem Vertrauen auf die Zukunft, an welche beide appelliren, vertheidigen, und zwar mit ihres Namens Unterschrift, unter östreichischer Censur, dass wir gestehen müssen, Deutschland hat in diesen Sphären diesem Beispiel nicht eben viel an die Seite zu setzen. Der bis zum Uebermuth gesteigerte Stolz spricht aus dem Ungar, die wahre Liebe zu seinem Volke aus dem Slawen. Er verhehlt den Magyaren nicht, wie sie den gegen den Slawen und Deutschen geübten schmerzlichen Druck noch durch den Hohn der Verachtung vergiften,

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/384&oldid=- (Version vom 14.2.2021)