Seite:Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft 1 (1843).pdf/326

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

noch Musik treibt, gibt man bei den Banketten hinlänglich zu essen und zu trinken.“

 Die Dudelsackspieler hingen ihr Instrumente, durch die sie berühmt geworden waren, in den Kirchen vor den Heiligenbildern auf, wie dies im Jahre 1622 Kaspar Mjaskowski seinem Schwager erzählt: „Das mach’ du auch mit deinem Dudelsack, mein Schwager, — nagle ihn irgend wo neben der heiligen Gertrude an; aber mit ihm zugleich auch die Geigen und die Tänze,— und deine Verfolgungen des weissen (schönen) Geschlechts und die Seitenscharwänze. “

 Im XVII. Jahrhunderte begann man schon allmählich, die Kobza aufzugeben. Die Musik bestand damals aus serbischen Geigen und Zimbals: „Ein Paar Serben und ein Zimbal, vorwärts nun! zum Kreistanz; und mach’ schnell vor deiner Dame einen tiefen Diener!“ — (In Mathias’s Rückkehr aus Podolien 1684.)

 Sowohl polnische als russische Edelherren hielten sich ihre Bandurenspieler. Als der königliche Prinz Jan Kasimir aus wichtigen Gründen in Frankreich gefangen gehalten wurde, so tröstete ihn ein Banduraspieler in seinem Missgeschick. (Carcer Gallicus Wassenberg.) Christophor Zborowski verwendete seinen Banduristen Wojtaschek zu wichtigen Aufträgen; derselbe gab dann in der Folge seine Briefe heraus und deckte seines Herrn Unterhandlungen mit den Feinden des Vaterlandes auf. Auch kennt wohl Jederman das Lied, das die Bandurenspieler von der Frohsinn erweckenden Bandura sangen:

Moja bandura z samoho złota,
kto na nij zahraje, berc ochota.

Meine Bandura ist von ächtem Gold,
wer sie spielt, den reisst die Freude fort.

 Die Banduristen überlebten Dudelsackpfeifer und Kobzaspieler, welche bereits kein Haus mehr besuchten und nur in Gasthöfen und auf Bauerhochzeiten aufspielten, während die Banduristen in den spätem Jahren der Regierung Stanislaus[WS 1] Augustus einen Platz in den Edelhöfen fanden. Der treffliche Maler Orłowski malle ein ausgezeichnetes Bild, das zwei polnische Edelleute, von einem Gelage heimkehrend, darstellte: sie gehen lustig und guter Dinge mit gerötheten Gesichtern einher und hauen mit den Säbeln auf die Warschauer Brückenstrasse los; hinter ihnen her taumeln trunkene Diener, dem ganzen Zuge aber hüpft ein fröhlicher Bandurist voraus, welcher singt und auf der Bandura spielt.

(Nach der Jutrzenka 1842.)
3. Aktengemässer Bericht
über den Verein zur Unterstützung der unbemittelten lernenden Jugend des Grossherzogthums Posen.

 Von allen, sei es geselliges Vergnügen, sei es wissenschaftliche Bildung zum Zweck habenden Vereinen des Grossherzogthums, erfreut sich keiner einer so erspriesslichen und ausgedehnten Wirksamkeit, als der Verein zur Unterstützung der unbemittelten lernenden Jugend des Grossherzogthums Posen (towarzystwo naukowéj pomocy.) Das erste Projekt zur Bildung dieses Vereins wurde mit dem Anfange des Jahres 1841 zur Oeffentlichkeit gebracht. Es wurde darin die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Druckfehler. Stanilaro in der Vorlage. Gemeint ist Stanislaus II. August Poniatowski
Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/326&oldid=- (Version vom 15.9.2022)