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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

von Joseph Chmela. Eine Fortsetzung dieser höchst interessanten Abhandlung. VII. Beschluss der „Reise Michael Kotlers (eines Böhmen) im europäischen Russland und in Sibirien, von ihm selbst beschrieben.“ VIII. Ueber das Aufbewahren böhmisch-slawischer Alterthümer; eine, in der Gegenwart sehr zeitgemässe Erinnerung, dass man nicht vergesse, die sich etwa vorfindenden Alterthümer zu erhalten. IX. Literatische Nachrichten, enthaltend sehr anerkennende Beurtheilungen von Daucha’s Jahrszeiten von Thomson, und Maly’s Othello von Shakespeare, des zweiten und dritten Heftes der Uebersetzungen aller Klassiker, dann einen ebenso lobenden Bericht über die „Lebensbilder aus Osteuropa von Zap.“ Dann einen Bericht über die schriftstellerischen Arbeiten der russischen Professoren im Jahre 1842. Nachrichten über polnische Literatur und über deutsche Schriften von slawischem Interesse. Endlich Korrespondenzen Sreznewski’s, Dubrowski’s und eines Czechen aus Paris, von denen der Letzte auf das königlich franz. Archiv aufmerksam macht, worin noch vieles Interessante für die Slawen vorhanden sein soll.

 Денница-Iutrzenka. 1843. Januar, Februar, März. Der zweite Jahrgang dieser in ihrer Tendenz mit unseren Jahrbüchern zusammenfallende Zeitschrift beginnt mit zwei Sonnetten von Kollar, deren Grundtext: Wšeslawia ist; hierauf folgen zwei Erzählungen: Sudowschtschik der Schiffer von Krakow, aus dem Polnischen, und der Anfang von Lermontow’s Roman „der Held unsers Jahrhunderts“, aus dem Russischen ins Polnische. Hierauf wird ein oberlausitzisch-serbisches Volkslied: „Die vernichtete Stadt“ mitgetheilt. Wir hätten gewünscht, dass ein mehr nationales, ein eigenthümlicheres unserer Volkslieder gewählt worden wäre; denn dieses trägt unbedingt den Stempel der Neuzeit an sich und ist überdies eine Legende, welche den Geist des Volkes niemals in der Weise wiedergiebt, wie er sich in den durchaus volksthümlichen Liedern darstellt. „Das nationale und literarische Leben der Slowaken“ von Hurban, aus dem illyrischen Kolo übersetzt, ist ein guter Artikel, welcher die grössere Verbreitung jedenfalls verdient Unter der Bibliographie werden 22 böhmische, 4 serbisch-illyrische und 16 russische Schriften, endlich auch 12 polnische, dann die slawischen Journale bibliographisch angegeben. Von den in fremden Sprachen erscheinenden, slawische Interessen besprechenden Zeitschriften werden die Jahrbücher, dann die Croatia, so wie die Revue des deux mondes besprochen. — Heft II. Eine theilweise Uebersetzung des Gedichtes: Kirkiz, von G. Z.; die Fortsetzung des „Schiffers“; dann die Uebersetzung der Erzählung Pawlows: „Die Auktion“, aus dem Russischen ins Polnische. Werthvoller ist die Schilderung der Sichelburger Uskoken von Sreznjewski, eine in vieler Hinsicht sehr interessante Abhandlung. Dasselbe verdient der folgende Artikel über böhmische Musik, aus dem böhmischen Kwéty übersetzt. Schön ist der Gedanke in dem krainischen Volksliede: „Zwei Gräber.“ Eine Fortsetzung der russischen und polnischen Bibliographie, so wie der slawischen Journale enthält manches Interessante. Auch „Duelle und Familienrache bei den Czernogorcen (Montenegrinern)“, aus Kowaljewski, ein ziemlich bekannter Gegenstand. — Heft III. Sakcinski’s Gedicht „slawische Heimath“ im Originale aus russischer und polnischer Uebersetzung. Купайло, aus dem Almanach Rusalka, 1842, aus dem Polnischen übersetzt; so wie die „Imjeniny“: der Namenstag von Pawlow, aus dem Russischen ins Polnische, bilden, mit Einschluss des Gedichtes: „die slawischen Lieder“ von Dunin-Borkowski, den belletristischen Theil. „Das Schicksal der galizisch-russischen Sprache“, von einem Galizier, ist der wissenschaftliche Artikel. Aus der Sammlung Sreznjewski’s ist noch das bosnische Lied „die Bitte“ mitgetheilt. Unter der Abtheilung „Kritik“ werden die kleinrussischen Lieder des Badura besprochen; in der Bibliographie die Anzeige russischer und polnischer Schriften, so wie der slawischen Journale fortgesetzt. — Nach Uebersicht dieser Leistungen muss man gewiss die Rührigkeit und die Umsicht des Herausgebers dieser Blätter, Herrn Dubrowski’s, bewundern. Seine Stellung ist schwieriger, als kaum eine andere; die Vermittelung der literarischen Interessen zweier durch historischen Widerwillen, und besonders durch Ereignisse in der Neuzeit, einander so ganz entfremdeten und widerstrebenden Völkerschaften, ist an sich eine höchst schwierige, wenn nicht überhaupt missliche Sache. Der Berichterstatter mag so unparteiisch sein, als er will, jedesmal wird er der Zuneigung[WS 1] zu dem Gegner beschuldigt werden. Wie wenig Männer sind es bisher, welche in literarischer Hinsicht wenigstens sich über die nationale Abneigung zu erheben vermocht haben. Und dennoch ist das Bestreben des „Morgensterns“ ein höchst wichtiges und, wenn es ihm gelingt durchzudringen, in seinen Folgen unendliches.



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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/306&oldid=- (Version vom 14.2.2020)