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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

 B. Bebe, Bebion (Baba), Bobio, Belano, Belluno, Biella, Benak (Pěnak), Breme, Brenta, Brescia, Brianza Briganza (Bregunica), Buran.

 C. K. Carpi, Colico, Como, Choin, Corenno, Crema, Cremona (vgl. Kreml, kremen = Feuerstein), Krk, Kerka.

 C. Cecina (Čečina), Cesana (Česana).

 D. Dol, Dolo.

 F. W. Fusina (wąs, wus, Bart).

 G. Garda, Garza (gorica), Grado.

 J. Jader, Jadria, Jakon, Jakin (Ancona), Janova (Genua).

 L. Laveno (See), Lecco, Legnano, Livenza (Fluss), Lugano (See, lug, feuchter Ort, Lužice), Lugarus.

 M. Malghera, Malamoka, Mantova (vgl. Man, Maneta, Manata), Medak, Mediolan, Mela, Mira, Mutina (jetzt Modena, vgl. d. Böhm. Mutina).

 N. Nalega, Nitra (See).

 О. Olona (Fluss, vgl. entw. leji liana, oder Olen, Hirsch).

 P. Padova, Papia (vgl. pop.), Parenzo (Poričie), Plawa (Fluss), Polesina, Povera.

 R. Ravena, Rubano.

 S. Z. Savoj (vgl. Záboj, Záwoj), Sila, Sirmio (Srem), Soča (Jsonzo), Spina, Zerbio.

 T. Tellina (Dolina), Terč, Treč (Festung im Mailänd, von den Czechen zerstört), Ticin, Tessin, Trebiš (Treviso), Tarviso.

 U. V. W. Uderzo, Varena, Venda (Berg), Venetia, Vicenza, Widin, (Utine).

 Es giebt eine doppelte Ansicht über die Abstammung der adriatischen Weneter; die Einen, z. B. Cato, Livius, Plinius, Ovidius, Justinus, Trogus, Silius, Marcianus u. A. leiten sie ab von den Paphlagonischen Henetern oder Venetern, die sich nach dem Trojanischen Kriege unter Antenors Anführung hieher übersiedelten, etwa 1000 Jahre vor Christus; Andere, z. B. Strabo, von den Belgischen Wenetern ab. Uns scheint allerdings die erste Ansicht die gegründetere zu sein, denn die Charakteristik der Heneter bei Homer passt ganz auf die Slawen und ist der gleich, welche später Scymnus Chius von den Jaderischen Illyriern giebt. Vgl. Homers Iliade von Wlczkowsky, S. 107 (wo Ένεταῖ mit „Slowany, Slawy“ übersetzt ist). Und Scymnus Chius bei Lucius, S. 17:

Illyros piissimos ferunt justosque,
hospitibus bonos, civilem amare societatem,
studere vitae et moribus cultissimis.

 Und die bei Strabo geograph. L. 12. erhaltenen Paphlagonischen Namen und Worte sind, wenn wir die griech. Endung entfernen, ganz slawisch, z. B. Bagas (vgl. Bog, Bohus), Biasas (vgl. Běs), Lokes (vgl. Lokeš), Ratotes (vgl. Rat od. Rad, Radota), Zar (vgl. Belizar), Manes (vgl. Man), Gasys, Ologasys (vgl. gost, gast) etc. Es sei wie es wolle, Polybius sagt ausdrücklich, dass sich „diese Weneter durch die Sprache von den Galliern unterscheiden;“ wenn sie aber weder zur griechischen noch zur lateinischen Sprache gehörten, wenn sie soviel slawischer Ueberreste in uralten Städte-, Berge-, Flüsse- und Seenamen, ja wenn sie soviel Einfluss auf die benachbarten Sprachen, die alte römische und die neue italienische, zurückgelassen haben: dann ist es unmöglich, an ihrer Slawicität zu zweifeln. Die slawischen Worte paljub, poljub oder palumba finden wir schon bei den ältesten latein. Dichtern gebraucht, z. B. bei Plautus, etwa 200 Jahre vor Christo, woraus wir ersehen, wie lange schon die Weneto-Slawen in Italien wohnen und der Lateiner Nachbarn sein mussten, und wie gegründet also Schafarik’s Ansichten in den ,,Alterthümern“ über den vorchristlichen Aufenthalt der Slawen in Europa sind. Unsere älteten Geschichtschreiber, Nestor, Boguchwal, Dalemil u. A. bestätigen das ausdrücklich, und überdiess so, dass Letzterer die Sitze der Slawen nicht nur nach Ober-, sondern auch nach Mittelitalien, bis nach Rom, ausdehnt, wenn er im 1. Cap. so spricht:

Mezi jinymi srbowé
Odtud kdež bydle R’ekowé
Podle moře sie usadichu
Až do R’ima se rozplodichu.

Unter den andern die Serben (i. e. Slawen)
Von da, wo wohnten die Griechen,
(bis) an das Meer sich festsetzten,
bis nach Rom sich auszersameten.

 Mit einem Worte, Geschichte und Geographie, Sprache und Gewohnheiten und tausend andere Gründe und Umstände bestätigen es als unumstösslich, dass schon in uralter Zeit, vor den Römern und Celten nicht nur in ganz Oberitalien, im Venezianischen und Lombardischen, sondern auch im Helvetischen, in Tyrol, in einem Theile von Baiern, in Rhätien und in Norikum Wendo-Slawen wohnten, und dass der Baum des italienischen Lebens seine Wurzel in slawischem Boden hat.

Łużan.
Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/267&oldid=- (Version vom 8.6.2019)