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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Kurses in Padua zum Professor der Astronomie an der Universität in Rom empfahl.

 Nach der Geschichte dieser Universität von Caraffa: „Historia Gymnasii Romani“ gehört der Ruhm seiner Fesselung den Päbsten Eugen IV., Nicolaus V. und Alexander VI. Letzterer sass von 1492 bis 1503 auf dem apostolischen Stuhle. Unter seiner Regierung also, am Ende des Jahres 1499, erhielt Kopernik jene Lehrkanzel. So schreibt Joachim Retyk, ein Schüler Koperniks und Herausgeber seiner Schriften, so Tiraboschi in seiner „Storia della letteratura italiana.“ Aber die traurigen Ereignisse unter Alexander VI. zwangen den frommen und gottesfürchtigen Astronomen, Rom zu verlassen und unter den väterlichen Scepter der Jagellonen zurückzukehren.

 Dies geschah im Jahre 1502, wo auch Kopernik in Krakau in den geistlichen Stand trat. Hier schrieb er zwischen 1502 und 1509 das unsterbliche Werk „De revolutionibus orbium coelestium. Hier traf er auch noch den Freund seiner verstorbenen Aeltern, Jakób Zaremba von Bydgoszcz, welcher sie und ihre Nachkommenschaft seit 1469 als Provinzial des Dominicanerordens in die wohlthätige Anstalt desselben für Polen (Provinciae polonae, wie es in der Pergamentoriginalurkunde heisst) aufnahm und so die Familie den polnischen Dominicanern zu Dank verpflichtete. Ausserdem fand er noch andere Freunde seiner Familie hier; dieses, so wie die alten Erinnerungen brachten ihn zu dem Entschlusse sich hier als Lehrer niederzulassen an einer Schule, an der er vor dreizehn Jahren selbst Schüler gewesen. Allein sein Oheim Lucas Weisselrod, der Bischof von Ermeland, berief ihn 1510 nach Frauenburg auf die für ihn bestimmte Kanonie. 1523 ward er hier nach dem Tode des Bischofs Luzyanis von dem Kapitel zum Administrator der Diöcese erwählt. Im Verlaufe dieser seiner Aemter gab er hinlänglich zu verstehen, dass der Orden der deutschen Kreuzritter keineswegs seine Achtung geniesse. Später legte Kopernik sein Amt in die Hände des Bischofs Ferber nieder. „Nach dem Tode dieses Bischofs (schreibt Janocki nach einer Urkunde des Kapitels von Ermeland in seinem Werke: Von raren polnischen Büchern Thl. III. S. 83) gab Sigmund I., König von Polen dem Kapitel vier Prälaten, um einen von ihnen auf den Bischofsstuhl zu erheben. Es waren Dantyszek, Gize und Kopernik. Dantyszek, damals Bischof von Kulm und vom König zumeist empfohlen, erhielt das Bisthum Ermeland, Gize das von ihm verlassene Kulm; jeder von den zwei Bischöfen aber liebte und achtete, wie früher so auch jetzt, den Kopernik, wie seinen Bruder, und erholte sich in jeder Angelegenheit seinen Rath. — Aber vor Allem liebte und schätzte Gize den Kopernik. Er hatte als Kanonikus von Ermeland Freundschaft mit ihm geschlossen und bewahrte sie ihm unerschüttert als Bischof von Kulm. Auf des Koperniks Anrathen gab er seine religiösen Schriften heraus; auf sein Anrathen wieder willigte Kopernik ein, sein bereits über dreissig Jahre fertig liegendes unsterbliches Werk De revolutionibus etc. drucken zu lassen.

 In diesem Jahre sind es nun dreihundert Jahre, seit dieses Werk in Nürnberg unter Leitung des Joachim Retyk gedruckt wurde, und seit Kopernik das Zeitliche segnete. Er hatte durch Voranstellung zweier Namen, des Kardinals Schomberg und des Pabstes Paul III. sich gegen die Anfechtungen der Finsterniss und des Fanatismus zu schützen gesucht, welche trotz dem nicht ausblieben. Ja die Gegenwart sogar muss noch die Reihe dieser Verfolgungen fortsetzen.

 Wir haben gesehen, dass in dem Namen Koperniks auch nicht ein einziger deutscher Laut sich findet, dass in den Adern dieses grossen Mannes auch nicht ein einziger Tropfen deutschen Blutes floss, dass sein Fuss sich nie auf deutschem Boden festgesetzt, dass er aufgewachsen ist und sich gebildet hat unter rein polnischen Lehrern, in polnischen Schulen, dass er sich in Padua in das Album der polnischen Nation eintragen liess, dass er nach seiner Rückkehr aus Rom nach Polen in Krakau leben und sterben wollte, in demselben Krakau, unter dessen

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/262&oldid=- (Version vom 13.12.2020)