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war, brachen im Jahre 406 die obenerwähnten Völker in Spanien ein.

72. Im Jahre 406 durchzogen die Vandalen, Alanen und Sueven mordend und verwüstend Spanien kreuz und quer, steckten die Städte in Brand und zehrten die geraubten Vorräthe auf, so daß die Bevölkerung vor Hunger Menschenfleisch als Nahrung nahm. Mütter aßen ihre Kinder; die wilden Thiere, die daran gewöhnt waren, sich an den Leichen derjenigen, die durch das Schwert, Hunger oder Seuchen umgekommen, zu sättigen, griffen sogar die Lebendigen an und bedrohten sie mit dem Tode. Indem so die vier Landplagen in ganz Spanien wütheten, erfüllte sich die Weissagung des göttlichen Zornes, wie sie einst die Propheten verkündet hatten.

73. Im Jahre 421 entschlossen sich endlich, nach dem gräßlichen Geschick, das Spanien durch die Schläge erlitt, die Barbaren Frieden zu machen auf Gottes Geheiß, den das Land jammerte, und theilten die Provinzen unter einander durchs Loos. Gallaecien besetzten die Vandalen und Sueven, die Alanen Lusitanien und die Provinz von (Neu-)Carthago; die Vandalen aber, welche Selinguer heißen, gaben Gallaecien auf, verwüsteten die Inseln der Tarraconensischen Provinz, kamen zurück und nahmen Baetica. Die Spanier, welche sich in den übriggebliebenen Städten und Kastellen befanden, unterwarfen sich, von den Züchtigungen Gottes gebeugt, dem Joche der herrschenden Barbaren. Als erster König der Vandalen kam in Spanien Gunderich an die Regierung, der 18 Jahre über einen Theil von Gallaecien herrschte. Er brach das bestehende Bündniß mit den Sueven und belagerte sie in den Erbasischen Bergen,[1] gab dann das

  1. Die Berge heißen jetzt de Arbas, zwischen Oviedo und Leon.