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und besteigen wiederum die Schiffe. Als sie aber nach Sizilien, das von Italien nur durch eine schmale Meerenge getrennt ist, übersetzen wollten, erlitten sie durch einen Sturm große Verluste. Doch der Ruhm, Rom erobert zu haben, erschien ihnen so groß, daß sie im Vergleich dazu jene Verluste gar nicht in Anschlag brachten und die Schäden des Schiffbruchs durch den Sieg für reichlich aufgewogen erachteten. Bald darauf starb Alarich im 28. Jahre seiner Herrschaft in Italien.

Im 17. Jahre der Herrschaft des Honorius, im ersten Theodosius’ des Jüngeren, als Alarich nach Einnahme der Stadt Rom gestorben war, gaben die Gothen die Krone Italiens an Athaulf, der sie sechs Jahre trug. Im fünften Jahre seiner Regierung verließ er Italien und ging nach Gallien. Er heiratete Placidia, des Theodosius Tochter, welche die Gothen zu Rom gefangen genommen hatten. Nach einigen soll hierdurch eine Weissagung des Propheten Daniel in Erfüllung gegangen sein, welche sagt, die Tochter des Königs des Ostens werde sich dem Könige des Westens vermählen, ohne daß jedoch aus dieser Ehe ein Sohn übrig bleiben würde. Denn der Prophet fügt in dem Folgenden hinzu: „Und ihr Same wird nicht bestehen.“[1] Sie gebar nämlich keinen Sprößling, der dem Vater in der Herrschaft hätte folgen können. Während Athaulf dann Gallien verließ, um Spanien anzugreifen, wurde er bei Barcelona von einem seiner Leute während einer vertraulichen Unterhaltung umgebracht.

20. Im 22. Jahre der Herrschaft des Honorius nach dem Tode Athaulfs wurde von den Gothen Sigerich zum König erhoben, der bald darauf von den Seinigen getödtet wurde, weil er sehr geneigt war, mit den Römern Frieden zu schließen.

  1. Dan. 11, 6.