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Illustrirte Zeitung, Nr. 1 vom 1. Juli 1843

seine gewählte Einfachheit – kann als Muster oder Vorbild dienen.

Wir werden uns nicht zum Gesetz machen, stets Neuigkeiten zu bringen; allein es wird unser Bemühen sein, nur Wahrheit zu geben. Sollten unsere Zeichnungen bisweilen in drei bis vier Wochen keine oder doch nur geringe Veränderungen zeigen, so bitten wir diejenigen, die Neuigkeiten um jeden Preis verlangen, vielmehr das Stillstehen der Mode, als das Zurückbleiben unserer Berichte anzuklagen. Wir werden unsere Zeichnungen sorgfältig prüfen und uns bemühen, genau zu sein. Wenn einige Modeberichte durch ihre goldnen Locken oder die glänzend schwarzen Flechten bestechen, wenn sie sich poetische Freiheiten gestatten und das Haar in seidenweichen Wellen lose auf die Schultern fallen lassen, oder wohl gar verlockt durch einen Haarputz de dentelles au plus léger einen Schmetterling von Spitzen beschreiben, der seine eigensinnigen Flügel entfaltet – so werden wir von dem Allen nichts haben, allein zuverlässig sein. Wir werden die Trachten beschreiben, welche die Frauen von Welt wirklich tragen, und wie sie dieselben tragen; wir werden die Moden mittheilen, wie sie in den Magazinen sich finden, oder doch finden sollten; wir werden von den Toiletten sprechen am Morgen und am Abend; wir werden der Meubles, dieser kostbaren Ausstattung des Innern des Hauses Erwähnung thun, und der Equipagen, dieser unerläßlichen Zugabe des Glanzes nach Außen; mit einem Worte wir werden von allen den Gegenständen, welche der Mode unterworfen sind, auch nicht den geringsten unberührt lassen.

Das erste Modebild giebt eine Wiener Mode. Der Oberrock von Tarlatane, mit Rosaband durchzogen, ist einem Original von J. G. Beer nachgezeichnet; der Zughut mit Blumen und Spitzen, ebenfalls rosa ausgeputzt, ist von Madame Langer erfunden, und beide sind schon

etwas neuer als die Ueberkleider von Chamäleon-Seide, die um ihres reizenden Farbenspieles willen bei dem Beginne des Frühlings allgemein herrschend waren. Die sehr langen Kleider sind nur vorn ein wenig gekürzt, was immer als ein Schritt zum Bessern gelten mag.

Das folgende Bild bietet unsern Lesern den Brautanzug der Gräfin J. in Paris, welche besser als Viele es verstand, die schwierige Stellung zwischen Mädchen und Frau auf die liebenswürdigste Weise zu behaupten und auch in ihrer Toilette den modischen Ballanzug durch eine Tracht zu ersetzen, welche die höchste Eleganz mit der höchsten Einfachheit vereinigte und einen reizenden Anblick gewährte. Das Kleid war von weißem Sammet mit hochansteigendem Leibchen und langen Aermeln, vorn herunter mit Diamantknöpfen besetzt; ein langer englischer Schleier fiel nach hinten von dem Orangeblüthenkranze auf dem Scheitel gehalten; der Brautstrauß war von edlen Steinen: Perlen bildeten die Knospen, und Blätter von emaillirtem Gold umfaßten das Ganze und hoben die einzelnen Blumen glücklich hervor.

Nichts kann angemessener sein, als eine ernste und bescheidene Brauttoilette; denn in der That, der Augenblick, wo sie

an der Hand des erwählten Gatten vor das Angesicht des Himmels tritt, ist nicht der, wo sie für das Auge der Welt sich kleiden sollte. Es ist eben deshalb auch der Schleier der angemessenste Schmuck einer Braut, denn er deutet symbolisch die Trennung an, die zwischen ihr und der Außenwelt eintreten soll; eben deshalb machte auch die Brauttoilette der Gräfin J. ungemeines Aufsehen; sie war zugleich so bedeutend, und doch so jungfräulich; die Diamanten auf dem reichen Stoffe, der kostbare und prachtvolle Schleier, die Entfernung aller blos putzenden Edelsteine; alles war in dem vollkommensten Einklange. Auch war es die Gräfin J., welche, als sie unter ihren Brautgeschenken ein herrliches Armband mit einem Miniaturportrait, von einer fünffachen Reihe von Diamanten eingefaßt, erhielt, nur die überraschende Aehnlichkeit wahrnahm, während alle umstehenden Damen nichts vom Bilde und nur die wundervollen Diamanten gesehen hatten.

Die untenstehenden Herren-Moden sind von Humann.


Illustrirte Werke
im Verlage von
J. J. WEBER in LEIPZIG

Oskar B. Wolff.
Die Donau.
Mit 80 Stahlstichen und 100 Holzschnitten illustrirt von H. Bartlett.

Dieses Prachtwerk erscheint in circa 25 Lieferungen, jede von 2 Bogen Text und 3 Stahlstichen. Stich und Druck der Stahlplatten und die Ausführung der Holzschnitte ist den vorzüglichsten Künstlern Londons anvertraut gewesen. Der Preis einer Lieferung ist 2/3 Thlr., und macht man sich bei Unterzeichnung zur Abnahme des ganzen Werks verbindlich, wogegen sich die Verlagshandlung verpflichtet, jede die Zahl 25 überschreitende Lieferung gratis abzugeben.


Franz Kugler.
Geschichte Friedrichs des Großen.
Illustrirt von Adolph Menzel.
Preis 62/3 Thlr.

Nach beinahe vierjähriger ununterbrochener Arbeit hat der Künstler dieses Nationalwerk vollendet und damit, nach dem Urtheil der Kritik sowohl, wie nach dem Beifall des Publikums zu schließen, dem Helden des deutschen Volkes ein eben so würdiges Denkmal gesetzt, wie Horaz Vernet dem Heros des Jahrhunderts. Statt der vielen Urtheile, die wir über den Werth des Textes und der (400) Zeichnungen anführen könnten, erwähnen wir nur, daß dieses Werk bereits in einer englischen und holländischen Uebertragung erschienen ist, und eine russische Ausgabe jetzt vorbereitet wird.


P. M. Laurent.
Geschichte des Kaisers Napoleon.
Illustrirt von Horaz Vernet.
Preis 62/3 Thlr.

Das Werk, 115 Bogen stark mit gegen 500 in den Text eingedruckten Abbildungen nach eigens und nur zu diesem Werke gefertigten Zeichnungen von Horaz Vernet, ist vollständig in der 2. Auflage erschienen und entweder in einem Bande broschirt oder in 20 Lieferungen à 1/3 Thlr. zu beziehen.

Für den Werth dieses Werkes spricht der Umstand, daß es in fast alle europäischen Sprachen übersetzt worden; sein Ruf ist sogar weiter gedrungen, denn Laurent und Vernet’s Geschichte Napoleon’s ist es, die der französische Botschafter Graf Sercey dem Schah von Persien überreichte, und welche dieser Monarch in die Sprache seines Reiches zu übertragen befohlen hat. In Deutschland wurde die erste Auflage von 7500 Exemplaren in weniger als einem Jahre vergriffen.


Hippolite Bellangé.
Die Soldaten des Kaiserreichs.
Mit 50 colorirten Abbildungen.

Der Subscriptionspreis einer jeden Lieferung ist 1/3 Thlr., zahlbar bei Empfang einer jeden Lieferung. Die Verlagshandlung macht sich verbindlich, jede die Zahl 15 übersteigende Lieferung gratis abzugeben, dagegen verpflichten sich die Subscribenten bei Empfang der ersten Lieferung zur Abnahme des ganzen Werkes.


Plinius der Jüngste.
Die kleinen Leiden des menschlichen Lebens.
Illustrirt von J. J. Grandville.
Preis 33/4 Thlr.

In einer Gallerie von mehr als 200 genialen Skizzen hat Grandville die zahllosen, wirklichen oder eingebildeten kleinen Leiden unsers verzärtelten und empfindsamen Jahrhunderts meisterhaft dargestellt. Wenn uns die kleinen Leiden im wirklichen Leben oft mehr Sorge machen, als die großen, so erregen andererseits die durch sie herbeigeführten tragi-komischen Situationen unsere Heiterkeit und diese Scenen sind es, die uns Grandville vor Augen führt. Plinius der Jüngste, bereits vortheilhaft durch seine in einem halben Jahre in 2 Auflagen erschienene Naturgeschichte des deutschen Studenten bekannt, lieferte den Text voll Laune und feiner Satire.


Leipzig, Verlag von J. J. Weber. – Unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung. – Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.
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: Illustrirte Zeitung, Nr. 1 vom 1. Juli 1843. J. J. Weber, Leipzig 1843, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Illustrirte_Zeitung_1843_01.pdf/16&oldid=- (Version vom 15.8.2018)