Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/953

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Alle Köpfe sollen Porträts sein, und zeigen uns die Züge vieler Männer, welche zur Zeit der Königin Anna, Georg’s I. und II. mannigfache Wirksamkeit auf die Zeitgeschichte ausübten. Der Mann, welcher sich mit entblöstem Haupte, um zu reden, von der Ministerbank erhoben hat, ist Sir Robert Walpole; er steht da mit seiner ruhigen und würdevollen Kälte, womit er die Angriffe auf seine Partei, seine Verwaltung und seine Person stets zurückzuweisen vermochte. Wahrscheinlich ist der Angriff, den er bekämpfte, zugleich ein persönlicher gewesen, denn der Sprecher scheint genöthigt gewesen zu sein, sich einzumischen und zu dem Minister einige Worte gesprochen zu haben; er blickt ihn an und hat zugleich den Finger gegen ihn gerichtet. – Vor dem Sprecher sitzt der Secretär des Unterhauses (Clerk of the house of Commons) mit seinem Assistenten (Clerk assistant). Beide haben, sowie der Redner, den Hut abgenommen, welchen alle Mitglieder auf dem Kopfe tragen. Weil nämlich die Schreiber selbst keine Mitglieder sind, müssen sie nach hergebrachter Sitte mit entblöstem Haupte dasitzen, während alle jene Theilnehmer an der souveränen Gewalt, mit Ausnahme des gerade Sprechenden, sich den Kopf bedecken. –

Unter den übrigen Porträts ist Godolphin, der Minister unter der Königin Anna, Marlborough’s Freund und früherer Beschützer Walpole’s, der denselben gewissermaßen in die Parteikämpfe und Staatsgeschäfte einführte, an dem höheren Alter zu erkennen. Auch noch ein anderer Leiter der Whigs in jenen Zeiten ist in Jekyl eingeführt, derjenigen Figur, welche die Worte des Ministers mit einem großen Wohlbehagen anzuhören scheint. – Im Ganzen wird man dies Bild schon wegen des Ausdrucks schätzen, welchen alle einzelnen Köpfe bieten. Sie zeigen ohnedem einen bestimmten Ausdruck der Nationalität.

Nur Eins möchte gegen dies Bild einzuwenden sein. Der Pfeiler, welcher die dem Publikum bestimmte Gallerie trägt, scheint zu schlank, um die Last halten zu können. Der Künstler hat ihm wahrscheinlich die dünne Form gegeben, um desto mehr Porträts deutlich zeichnen zu können.