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jedoch durch die Bestechung eines Bedienten von Miß Edwards die Gelegenheit, eine Copie zu nehmen, worauf die Kupferstiche ohne Zuthun von Hogarth verkauft wurden. – In den sechziger Jahren wurde das Gemälde nach dem Tode der Bestellerin öffentlich versteigert, und kam in den Besitz einer Familie Birch. Wo es sich jetzt befindet, läßt sich für den Augenblick nicht angeben.

Die porträtirte Besitzerin des Gemäldes im Reifrock und in allem Schmuck der Pompadour ist mit einem Stutzer jener Zeiten in Darstellung jener zierlichen Complimente der altfranzösischen Höflichkeit begriffen, denen jedoch die steiferen Glieder eines Engländers sich niemals durchaus zu fügen vermochten, und die auch als nutzlos bei Seite gelassen wurden, so bald die Briten ihren nationalen Typus des Stutzers, den sogenannten Dandy, erfunden hatten. Beide zusammen bewundern hier die Schönheit einer chinesischen Tasse, und wahrscheinlich vor Allem das darauf befindliche Gemälde als den Gipfelpunkt der bildenden Kunst. Dieser Herr, das Muster eines Briten, der als Beau seinen Geschmack am französischen Hofe geläutert, sein Habit Habillé, seinen colossalen Muff, den Zopf und die Taubenflügel, so wie seinen Spazierstock und die Schuhe mit rothen Absätzen zur Nacheiferung seiner Landsleute aus Versailles mit herübergebracht hat, ist eben so, wie die Dame, ein Porträt, jedoch nur ein unfreiwilliges, welchem diese Bestellung seiner Freundin durchaus nicht gefallen haben soll. Es ist der damalige Lord Portmore, ein erblicher Gesetzgeber jener Classe, welche Sheridan als die zum Schmucke dienenden Pfeiler des Staates (ornamental pillars of the state) bezeichnet hat[1].

Als Seitenstück steht vor Lord Portmore ein nach jener Mode geschmückter Affe, welcher in andrer Art, obgleich mit demselben Eifer, sich den Moden des Tages hingibt. Er scheint einen Speisezettel à la Franςaise zu studiren, worin ein genügender Gegensatz zur englischen Küche geboten wird. Die Gerichte sind theilweise nach Art der antiken römischen Verschwendung aufgeführt: Hahnen-Kämme und Kaninchen-Ohren


  1. Im Trip to Scarborough.