Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/830

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an den Bauch. – Den Meineid scheinen übrigens zwei Mädchen im Hintergrunde sehr wohl zu bemerken. Wahrscheinlich sind es Freundinnen der Hauptperson, welche den Eid ablegten, der arme Apotheker sei in verdächtiger Unterredung mit derselben mehrere Male von ihnen bemerkt worden. – Auch zwei Herren im Vordergrunde, wovon der Eine mit seinem Augenglase die mit dem Eid beschäftigte Gruppe betrachtet, scheinen den Zusammenhang der Sache sehr wohl zu durchschauen. Wahrscheinlich sind es Freunde des Friedensrichters, vielleicht von ihm auf sein Landgut eingeladen, welche sich die Zeit vertreiben wollen, indem sie bei den richterlichen Handlungen ihres sehr ehrenwerthen Freundes zuschauen und dieselbe critisiren. Einige Ausleger halten diese Figuren für Advokaten, allein es fehlen die Attribute des Standes.

Die andern Gerichtspersonen, welche bei der Handlung betheiligt sind, kümmern sich allein um die rechtliche Form. Der Schreiber, das Orakel des Friedensrichters in allen Fällen, ist damit zufrieden, daß die zweideutige Dame nach vorgeschriebenem Gebrauch den Eid auf das Evangelienbuch ablegt, welches er gleichgültig hinhält. Der eine Gerichtsdiener ist nur gegenwärtig, weil seine Anwesenheit zu den Erfordernissen seines Amtes gehört; der Büttel des Kirchspiels (parish beadle), eine stehende Figur bei allen ähnlichen Auftritten, hält den Pöbel im Respect, und ist im Begriff, die Thür vor ihm zuzuschließen.

Das Kind des Friedensrichters, ein kleines Mädchen, nimmt mehr Interesse an der Handlung, wie der Papa mit seinen dienstbaren Geistern. Sie parodirt in aller Naivität das ganze Verfahren, indem sie ihren Wachtelhund (spaniel) ein ähnliches Manöver, wie den Eidschwur, ausführen läßt.

Etwas sonderbar ist eine Ausschmückung des Zimmers. Der Friedensrichter, ein zweiter Justice Shallow (Einfaltspinsel), der nicht einmal lesen kann, hat an der Wand, um diesen Mangel zu verdecken, eine Himmelscharte aufhängen, seinen Studirtisch mit Sternen ausschmücken, und seinen Plafond mit einem Sternbilde bemalen lassen. Astronomie war ja in jenen Zeiten durch Sir Isaak Newton in Mode gekommen.