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herrscht. Es ist unmöglich, daß er etwas anderes damit habe sagen wollen, als: es würde besser mit diesem Hause stehen, wenn der Geschmack des Besitzers in der Jugend mehr gebildet worden wäre, und es ist nicht zu läugnen, daß wenigstens die groberhabenen Sottisen, die das Unglück einzelner Familien, und, nachdem der Mann ist, ganzer Länder, ausmachen, gemeiniglich von Leuten herrühren, die mit großem Vermögen oder großer Macht einen gänzlichen Mangel an Gefühl für das Schöne verbinden, das für die Mädchen etwa ausgenommen.

Hier ist der ganze Sims des Camins mit den infamsten Kunstwerken des nordöstlichen Asiens bedeckt. Hochschwangere, chinesische Götzen sitzen nackend da, damit die Rockfalten nicht falsch brechen, andere haben die Hände unmittelbar an den Schultern, wollen das Hörnerzeichen machen, und können nicht. Vasen wie Geländer-Pfosten und Fläschchen wie Korkstöpsel wechseln hier mit künstlichen Naturalien ab, und mit Kunstsachen, dergleichen zuweilen der Zufall macht. Das Beste ist noch eine antike Büste. Schade, daß der Kopf daran neu ist, und die Nase noch neuer als der Kopf. Er scheint für eine Faustina gekauft zu seyn. Uebrigens herrscht unter diesen Lappalien da eine bewundernswürdige Symmetrie und die gewissenhafteste Ordnung. Jedes Fläschchen hat sein Gegenfläschchen und jede Fratze ihre Gegenfratze. Es scheint der regelmäßigste Fleck im Hause zu seyn. Man sieht, man kann wohl Ordnung halten unter diesem Dache, wo es der Mühe Werth ist. – Das Camin-Gemälde stellt einen Amor vor, dem es erbärmlich gegangen ist, oder wenigstens jetzt geht. Sein Tempel ist eingestürzt, sein Bogen hat keine Sehne, und sein Köcher keine Pfeile mehr, es bleibt ihm nichts als ein Dudelsack und eine Pfeife, auf der er nun sein einförmiges Lamento fingert.

So verächtlich die Uhr da oben mit ihren Fischen in den Bäumen, und mit ihrer Katze unter den Fischen aussieht, so wäre es doch möglich, daß sie nicht bloß das größte Kunstwerk in diesem Zimmer, sondern obendrein das größte Meisterstück der Uhrmacherkunst wäre. Ich glaube nämlich aus der feierlichen Stellung der Katze, die nichts weniger als müßig da zu sitzen scheint, schließen zu können, daß diese Uhr eine Katzen-Uhr