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auftragen[1]. Pat hat einen von Kugeln durchlöcherten Hut. In ganz anderer Stimmung befindet sich unter dem äußern Festungsthor ein Schotte, mit vernarbtem Gesicht, an dem Tartan und an der Mütze kennbar; Ireland und andere Ausleger glauben auch dieser sei Kriegsgefangener, allein die Sache scheint sich anders zu verhalten. 1747 hatten nämlich die Engländer noch keine hochländischen Regimenter. Zwei Jahre früher hatte jedoch die durch Landung des Prätendenten aufgeregte Rebellion der schottischen Jacobiten stattgefunden, und flüchtige Schotten, besonders Hochländer, denen es nach der Schlacht bei Culloden gelang in’s Ausland zu fliehen, waren damals über ganz Europa, besonders aber über Frankreich verbreitet. Diese Flüchtlinge, meistens aus höherem Stande, theilten das Unglück aller politischen Emigranten; das Land, welches ihnen Zuflucht gewährte, bot ihnen zugleich Hunger und Elend. In mehreren englischen Schriftstellern jener Zeiten kann man ergreifende Schilderungen von der traurigen Lage dieser Flüchtlinge in Boulogne und Calais finden, wo sie sich in der Nähe ihres Vaterlandes vorzugsweise aufzuhalten pflegten, bis die Milde der englischen Regierung in dem Zeitraum, wo keine Gefahr von den Jacobiten mehr zu erwarten war, ihnen die Rückkehr allmählig erlaubte. Von dieser Art ist der Schotte auf vorliegendem Blatte. Ueber ihm hängt die Kette der Zugbrücke mit dem Ringe, als solle damit angedeutet werden, in England harre seiner der Tod des Hochverräthers. Sein Schmerz wird beim Anblick des Rinderbratens erhöht, denn sein Elend ist groß; sein Mittagmahl besteht in einem Stück Brod und einer Zwiebel; sogar die Herzstärkung des Schotten, der Schnupftaback (Scotch snuff) ist ihm ausgegangen, denn seine Dose liegt geleert neben ihm auf dem Boden. – An der andern Seite sieht man ein Fischweib und zwei Gemüseverkäuferinnen. Bei der ersteren scheint sich bereits jener gottlose Geist zu regen, welcher nach dreiundvierzig Jahren der hier dargestellten Canaille noch mehr in den Kopf


  1. So sagte vor einigen Jahren der große Wortführer der Irländer, O’Connell, natürlich nicht im Parlamente, sondern in einer Volksversammlung zu Dublin: die Schlacht von Waterloo sei vorzugsweise von Irländern gewonnen worden.