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mit zwei aus dem Fußboden gerissenen Balken verrammelt und seine Furcht durch Branntwein zu betäuben gesucht, denn neben dem Lager steht eine Flasche und ein Branntweinglas. Voll Schrecken erwacht er plötzlich aus dem Schlafe. Eine Katze springt nämlich durch den Kamin in das Zimmer, wobei sich zwei Ziegel von dem verfallenen Kamine gelöst haben. Das dadurch bewirkte Gepolter hat Tom Idle erweckt. Er glaubt offenbar, sein letzter Ausweg zum Entkommen, die Flucht durch den Kamin auf das Dach, im Fall er entdeckt würde, sei ihm von seinen Verfolgern abgeschnitten. Daher der grausenhafte Schrecken, und das Motiv des Künstlers: 3. Buch Mosis, Cap. 26, V. 36: „Das Rauschen eines Blattes soll sie verjagen.“ Gewissensangst, wie mehre Ausleger glauben, scheint sein Ausdruck nicht anzudeuten, denn man muß ihn bereits für abgestumpft und gegen Verbrechen verhärtet halten. Seine Geliebte bietet dagegen einen vollkommenen Contrast; sie bleibt durchaus ruhig, betrachtet mit innerem Wohlgefallen den Schmuck, welchen Tom für sie geraubt hat. Ihre Eitelkeit ergibt sich ebenfalls aus dem über ihrem Kopfe hängenden Reifrock, denn ein solches, damals fashionables Kleidungsstück wurde von Frauenspersonen niedern Standes jener Zeiten nicht getragen, wenn diese sich nämlich durch Putz über ihres Gleichen nicht erheben wollten. Ueber Tom’s Schicksal scheint sie vollkommen gleichgültig; obgleich ihr Geliebter in Gefahr schwebt, läßt sie sich durch das Geräusch nicht stören, welches wenigstens die Nähe derselben andeuten könnte. Man ahnet somit das Schicksal, welches unserm Tom von ihrer Seite bevorsteht, nämlich Verrath aus Gewinnsucht.