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dringendes Interesse zu diesem einträglichen Dienst für diesen Morgen gepreßt worden sind, sieht man ihnen nicht undeutlich an. Der Schmiedehammer, die Zimmeraxt und die Pflasterer-Ramme mögen wohl die Hauptinstrumente gewesen sein, die hier den leichteren Trommelstöcken haben weichen müssen. Doch scheint Einer darunter ein leichteres Werkzeug dafür zurückgelassen zu haben, nämlich die Nähnadel, und das ist der etwas galante Wortführer vor dem Fenster. Man hat über diesen ehrlichen Mann und das Compliment, das er da vor den Augen des Publikums macht, hin und wieder gelächelt und gespottet. Warum aber, das sehe ich doch in Wahrheit nicht ein. Daß er als Tambour den Hut abnimmt, dazu hat er, Kraft seiner Haarbeutel-Perücke, unwidersprechlich das Recht. Ja, er hätte sogar Chapeaubas trommeln können, wenn er gewollt hätte, selbst wenn seine Trommel von Messing wäre. Freilich ist nicht zu läugnen, seine Stellung hat etwas vom Sägebock, aber doch so gar außerordentlich viel nicht, und dann wünschte ich, daß einmal ein solcher Spötter versuchen möchte, ob er unter solchen verwickelten Umständen ein besseres Compliment machen könne. Wahrlich, wenn eine Sache immer desto künstlicher ist, je näher sie an das Unmögliche grenzt, so ist diese Stellung, zumal wenn die Trommel von Messing wäre, fürwahr höchst künstlich, denn sie ist alsdann beinah völlig unmöglich. Wer je in seinem Leben einen Tambour, mit der Trommel versteht sich, so stehen gesehen hat, der hat ihn gewiß gesehen, wenn er die Trommel auf dem Rücken trug, und das ändert die Sache gar sehr. Ich glaube daher bis diese Stunde noch, daß der Schneider mit der Trommel ein so schlecht berechnetes Compliment machte, daß sich die Trommel genöthigt sah, ohne Rücksicht auf Eleganz, in der Geschwindigkeit einen neuen Unterstützungs-Punkt für sich und ihren Herrn zu suchen, und an der Mauer auch wirklich fand. Ja man ist sogar nicht einmal recht sicher, ob nicht die Hand mit dem Hute auch so etwas von Unterstützung vor hat. O! der Mensch ist nie erfindungsreicher, als wenn er ein verlornes Gleichgewicht sucht! Aber ohne allen Scherz: das Lächerliche bei dieser Stellung besteht eigentlich darin, daß der Mann das Unmögliche möglich machen will, ich meine, einen Bauch tragen