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dieses Dilemma beim vordersten Horn faßte, versteht sich von selbst. Durch diese Wahl also wurde Hogarth’s Genie gerechtfertigt; durch die Verlegenheit dabei wurde es gerochen.

Er nannte seine Schilderung Marriage à la Mode. Das erste dieser Wörter ist in England naturalisirt, und also englisch, das letzte noch zur Zeit (die Scene liegt im Jahre 1745) französisch; also die Aufschrift halb englisch und halb französisch, gerade so wie die Sitten der Provinz jener höheren Welt, die er hier zeichnet. Der gemeine Mann verheirathet sich dort nach dem Gebrauche seiner Väter, speist sein Rindfleisch darnach, und betet sein Vater unser darnach; der Vornehmere hingegen hat nicht selten seine Marriage à la Mode so wie sein Boeuf à la Mode und seine Religion à la Mode. – Die moralische Tendenz dieser Blätter ist vortrefflich, und die Justiz die strengste, die sich denken läßt. Die Missethäter sterben alle eines unnatürlichen Todes. – Jammer Schade, daß diese Justiz eine bloß poetische ist! – Will denn aber auch die Natur gar niemals anfangen erkenntlich gegen die Dichter zu werden? Schon über sechsthalb tausend Jahre ahmen sie nun, wie Batteux vortrefflich gezeigt hat, die schöne Natur nach. Ich dächte doch fürwahr, es wäre billig, die Natur besänne sich endlich, und ahmte nun auch einmal die schöne Poesie nach.

Wie richtig Hogarth übrigens gesehen und wie wahr er gezeichnet hat, sieht man schon allein daraus, daß, als diese Blätter erschienen, die christliche Liebe sich nicht wenig verlegen fand, auf wen sie sie deuten sollte. Sie paßten, nach geringen Einschränkungen, auf den Lord X so gut als auf die Lords Y und Z, schon als Geschichte, und als Prophezeiung beinahe auf ein halbes Alphabet. Hogarth, der, wie die Sage geht, einen gewissen Lord W... hauptsächlich gemeint haben soll, befand sich also wirklich in dem Fall von jenem Eiferer, der in der Hitze des Vortrags die Postille nach einem Ehebrecher seiner Gemeinde werfen wollte, und mit Erstaunen sah, daß sich bei seinem Ausholen ein halbes Alphabet Köpfe verkroch.

Auf dem ersten Blatte sieht man, in einem reich und schwer möblirten Zimmer, an einem mit Silberblech überzogenen Tisch zweie, ansehnliche