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Farinelli, so wie er da unten im Himmel sitzt, zu haben; selbst aus der microscopischen Darstellung sieht man, daß sein Hutwurf noch nicht in den dreißigen ist. Es geht eine fast allgemeine Sage, es sei unser großer Landsmann Händel. Trusler sagt es, und noch vor wenigen Wochen habe ich die schriftliche Versicherung erhalten, die sich auf die Aussage eines Mannes gründen soll, der unsern Künstler gekannt haben will, es sei gewiß Händel. Nichols ist dawider, gründet sich aber bloß auf ein Argumentum a priori, das Sir John Hawkins einst gegen ihn äußerte: „Händel, sagt Sir John, habe ein viel zu hohes Gefühl von seinem eigenen Werthe gehabt, um sich je in eine solche Lage zu bringen. Wäre aber dieses, meinte er, so würde es auch kaum dem Künstler haben einfallen können, ihn hinein zu setzen. Es müsse also wohl sonst irgend ein Opern-Componist damit gemeint sein.“ Eben dieses wiederholt auch Herr Ireland. Freilich, es kann sein, daß es Händel nicht ist, und die Sache steht nunmehr so, daß sie wohl schwerlich eher ausgemacht werden wird, als Hogarths eigene Erklärungen erscheinen, die sich, wie ich aus den Zeitungen sehe, nunmehr gefunden haben sollen. Allein das, glaube ich, läßt sich behaupten, daß Sir John Hawkins Beweis, daß es Händel nicht sein könne, von gar keinem Belang ist. Man muß mit dem Geist der Satyre überhaupt, und der Hogarthischen besonders, schlecht bekannt sein, wenn man ihr noch ein solches Gewissen zutraut. Händel’s Figur, die unser Künstler und Tausend andere, mehr von hinten, vor dem dirigirenden Flügel, gesehen haben mag, als von vornen, gefiel ihm vielleicht. Sie konnte daher, eben wegen dieser Bekanntschaft des Publicums mit ihr, eine Art von allgemein verständlichem Rebus für die Tonkunst werden, so wie Bridgeman’s Kopf für die Gartenkunst. Händels ganz getroffenes Gesicht hier aufzuführen, gestehe ich gern, wäre verächtlicher Muthwille gewesen, aber so – ist es Hogarth’s Kunst, die hier sitzt, und nicht Händels edler und großer Charakter. Die größere Leichtigkeit, einen Mann in dieser Stellung zutreffen, verbunden mit der Wahrscheinlichkeit, daß ihm doch auch mehrere von dieser Seite