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wohl gar schon über die Achsel, und das ist allemal schon viel für die kurze Zeit. Es wird bald besser werden.

So eben ist unser Herr aufgestanden, hat sich bloß in einen leichten Cassaquin mit goldenen Trotteln geworfen, ein Paar Pantöffelchen angesteckt, und hält sein Lever. Um aber zugleich den genialischen Einfluß der Aurora nicht zu versäumen, so fängt er ihre letzten, aber kräftigsten Strahlen, ich meine die zwischen XI. und I. gierig und geschwind auf, und nimmt Lectionen, fünf auf einmal, nemich auf dem Waldhorn, dem Clavier, im Fechten, Tanzen und in der Pugilistik[1] (den Prügelkünsten). Zugleich thut er noch wichtige häusliche Geschäfte ab, und giebt überhaupt Audienz. Was auch mancher Spötter von dieser Art zu studiren, sagen oder denken mag, so ist ihr doch sicherlich Encyclopädicität nicht abzusprechen, und sie selbst ist vielleicht überhaupt nicht so selten, als man glaubt. Man muß nur die Sache aus dem rechten Gesichtspunkte ansehen. Hogarth, der sich beim Vortrage der Wahrheit, der Bildersprache bedient, konnte schwerlich anders fertig werden, wenn er in seiner Sprache deutlich ausdrücken wollte, was in manchen Studirköpfchen täglich, zwar unsichtbar, aber noch viel encyclopädischer vorgeht. Ein bloß schlafender Jacob ist leicht gemalt; will man aber malen, daß er jetzt von der Himmelsleiter träumt: so sehe ich doch fürwahr kein anderes Mittel sich heraus zu helfen, als, man muß, wie in Weigel’s Bilder-Bibel, die Leiter unten neben ihn


  1. Seitdem die Boxkunst zu den schönen Künsten gehört, und von Leuten von Stand getrieben wird, sagt man nicht mehr, der Mann ist ein großer Boxer, sondern großer Pugilist. Auch hat man schon die Wörter Pugilistic und pugilistical. Athletik erinnert an groben Knochenbau; Pugilistik verträgt sich mehr auch mit Grazie in der Figur derjenigen, die sich mit der Athletik abgeben, und das Wort ist bloß deßwegen geprägt worden. An Beispielen von ähnlichen Fortschritten der Sprache mit den Sachen selbst, fehlt es nicht. So hatte man gewiß anfangs bloß gemeine filous; als sich aber Leute von Erziehung mit dem Handwerke zu beschäftigen anfingen, entstanden die Chevalier’s d’industrie.