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Hogarth hat in seinen Werken an drei Orten Ausfälle auf Menschen in Prediger-Kleidern gethan; das ist wahr[1]; daß er aber je einen auf den geistlichen Stand, als solchen, gethan hätte, erinnern wir uns nicht. Unter diesen dreien sind zwei, Porträte von bekannten Personen, über deren nichtswürdigen Charakter die Stimme des Publikums schon längst entschieden hatte, als er die seinige gab. Er that also nichts, als was jeder rechtschaffene Mann vor ihm gethan hatte, nur zeichnete er und malte er, wie jene sprachen oder schrieben. Ob die Darstellung des dritten auch ein Porträt sey, können wir mit Gewißheit nicht sagen. Es würde aber auch der guten Sache nicht schaden, wenn sie kein Porträt wäre. Der Tropf ist bloß ein wenig Gourmand, und das bei einer Gelegenheit, die regulariter nur alle sieben Jahre wiederkömmt. Ueber das treibt er sein Wesen nicht im Winkel, sondern er schmaust, so zu sagen, mitten in dem Schooße seiner Gemeinde, die zugleich mit ihm schmaust, und es kostet dabei seiner Familie nicht einen Pfennig. So etwas ist kaum ein Ausfall zu nennen. Aber hier, hier geht die Situation über alle Beschreibung. Hogarth hat dieses gewiß sehr gefühlt. Er that daher auch, was er sonst bei keinem seiner Werke, so viel wir wissen, gethan hat, ja was selbst mit dem Wesen seiner Satyre kaum vereinbar ist (aber sich völlig zu rechtfertigen, waren auch solche außerordentliche Mittel nöthig), er bezeichnete nämlich auf den 1200 Abdrücken für die Subscribenten diesen Nichtswürdigen mit dem Buchstaben A, der sich auf eine Note unter dem Blatte bezog, worin deutlich angezeigt wurde, wer er wäre, und wo und wie er sich der Gerechtigkeit zu entziehen wisse. Nun bedenke man, was für ein vogelfreies Geschöpf dieses Scheusal muß gewesen sein, daß ein rechtschaffener, bekannter und beliebter Mann, wie Hogarth, sich nicht scheut, dasselbe vor der Welt so zu zeichnen, und obendrein die Gerechtigkeit gleichsam dagegen aufzufordern. Auf diese Weise hat er, dünkt uns, nicht bloß bewiesen, daß


  1. Einmal in der Punschgesellschaft, die wir gesehen haben; das zweite Mal hier, und zum dritten Mal in seinem Wahlschmauß (Election dinner).