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man in der Betrachtung einmal so weit, so geht’s nun immer leichter mit der Moral, die sich hier offenbar an Splitter und Balken und Brudersaugen anschließt u. s. w.[1].

Hinter diesem Paare steht das dritte: Eine Nonne in Unterredung mit einer andern, die wir nicht nennen wollen, im Spiegel. Unstreitig das glücklichste Paar unter allen. Bei allen Verbindungen nach Paaren in der Welt ist zum Bestand gemeinschaftlicher Glückseligkeit eine gewisse Vertheilung von Mängeln und Vollkommenheiten in den Subjecten nöthig. Was Du nicht hast, habe Ich, und was Mir fehlt, hast Du, ist die festeste Basis für sie. Allein bei der Verbindung, von welcher hier die Rede ist, ist sie ganz unnütz; und um recht zum Entzücken einig zu sein, ist es völlig hinreichend, daß bloß eine von beiden Parteien entweder alle möglichen Vollkommenheiten hat, oder, welches ganz einerlei ist, alle möglichen zu haben glaubt. So ist z. B. in unserem gegenwärtigen Falle das Mädchen, das den Rücken herauswendet, jung und schön, oder sie selbst glaubt es wenigstens: ist nun dieses festgesetzt, so bekümmert sie sich nicht ein Bohnenfleckchen weiter um die Eigenschaften der andern, und doch sehe man, mit welcher liebevollen Bewunderung sie einander anstaunen; gleich zwei Engeln, die sich einander begegnen und nicht kennen; jeder sieht in dem andern ein höheres Wesen, jeder bewundert, und wird bewundert; jeder beugt seine Knie, und die Scene endigt mit wechselseitiger Anbetung.

Wir versparen die Betrachtung über das vierte Paar, nämlich die Lebendige mit der Todten in Verbindung, noch etwas, weil Hogarth auf diesem gleichsam den Schlußstein des Bodens, und, wie uns dünkt, mit Recht gemacht hat; wenden uns zum rechten Flügel, und gehen von da aus, wie vorher vom linken, nach diesem Scheitel-Punkt zu.

Ueber dieses Paar, das den rechten Flügel ausmacht, haben wir


  1. Herr Ireland glaubt noch, es würde hier ein Trauer-Ring aufgesteckt; wir selbst haben es lange vor Herrn Ireland auch einmal geglaubt, aber nachher bereut.