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der Mann so gar sehr unrecht? Zu Patienten konnte er nicht mehr ins Haus gehen, und doch hatte er die Pülverchen einmal liegen, er probirte sie also an solchen, die ihm noch auf die Stuben kamen. O es geht oft so in der Welt! Wie mancher schöne Schuß Pulver und Blei, mit dem es auf Feldhühner und Schnepfen angelegt war, wird beim nach Hausegehen auf Sperlinge oder Fledermäuse verplatzt, aus langer Weile oder um seine Kunst zu zeigen, oder weil man nichts Besseres hatte. Und liegt denn die Ungeziefer-Jagd so gar sehr weit außer dem Sprengel der Medicin? Was sind denn die Krätzthierchen, die Band- und Spulwürmer und die griechischen Trichuriden? Auch hat ja jeder Stand seine Stufen. Ich bin daher überzeugt, daß der sinnreiche Verfasser des Gil Blas, wenn er von Exécution de la Haute Médicine spricht, eine solche Distinction im Sinne gehabt hat, so etwas wie hohe Jagd und Kammerjägerei.

Soviel von der Geschichte dieser berühmten Männer, und nun von dem Gebrauch, den unser Künstler davon gemacht hat. Das Mädchen bleibt auf dem Platze, und wie war es bei einem solchen Duell anders möglich? Sie focht gegen den Tod, und hatte zur Secundantin niemand als eine zwar gute, aber von ihr oft gekränkte, bei jeder Gelegenheit vernachläßigte und müde Natur. Und doch wäre sie vielleicht als ein 23jähriges Mädchen[1] noch diesesmal mit ihrem Gegner fertig geworden. Allein Er, der so was wohl wissen konnte, hatte sich dafür ein Paar Secundanten gewählt, fürwahr, wovon jeder es allein mit einem Dutzend Naturen aufnehmen würde. Daher ging es auch, Veni, Vedi, Vici, Knall und Fall lag sie. Daß dieses die wahre Vorstellung der Sache ist, fällt in die Augen. Denn wären die Kröten-Figur und die Salamander-Form, die da im Streit begriffen sind, nicht die tückischen Secundanten des Todes gewesen, und hätten von Seiten der Natur gestanden, so würden sie sich um die Wiedererweckung des Mädchens noch jetzt bekümmern, aber diese überlassen sie – der letzten


  1. Ueber dieses ihr Alter gibt das folgende Blatt die nöthige Belehrung.